Rockmusiker im Dialog mit dem FDJ Zentralorgan 'Junge Welt'1989

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Berlin (Junge Welt 11. Oktober 1989)

Am Montag trafen sich die Rockmusiker Toni Krahl (City), Tamara Danz (Silly), Andre' Herzberg (Pankow), Markus Lönning (Mixed Pickles) sowie die Liedermacher, Texter und Sänger Matthias Görnandt, Gina Pitsch, Dietmar Halbhuber, und Gerhard Gundermann mit dem 1. Sekretär des Zentralrats der FDJ, Eberhardt Aurich. Anlaß der mehrstündigen, vertrauensvollen Aussprache an der auch Philipp Dyck, Sekretär des Zentralrats und Gert Gampe, Leiter des Büros "Festival des Politischen Liedes" teilnahmen, war eine von den Unterhaltungskünstlern verfasste und mittlerweile von mehreren hundert Künstlern unterschriebene Resolution, in der sie ihre Sorge über Entwicklungen der letzten Zeit in der DDR ausdrücken. Eberhardt Aurich hatte in einem Brief die Vorsitzenden der Sektion Rockmusik, Toni Krahl und der Sektion Lied und Kleinkunst, Matthias Görnandt, des Komitees für Unterhaltungskunst gebeten, auf das öffentliche Vortragen dieses Dokumentes auf FDJ Veranstaltungen zu verzichten und statt dessen ein Gespräch angeboten. Während der kameradschaftlich und leidenschaftlich geführten Debatte betonten alle anwesenden Künstler, daß sie "Hierbleiber" seien, die als DDR-Künstler künstlerisch und politisch Verantwortung für den Sozialismus in unserem Lande wahrnehmen wollen, keineswegs die Absicht haben, mit dem "Neuen Forum" konform zu gehen und nicht die Westmedien als Vermittler brauchen. Sie seien froh darüber, daß die FDJ gesprächsbereit sei und im Komitee für Unterhaltungskunst eine Präsidiumssitzung vorbereitet werde, wo über alles gesprochen werden soll, was sie gegenwärtig bewege. Eberhardt Aurich dankte den Unterhaltungskünstlern für ihren engagierten Beitrag zur Entwicklung des geistig-kulturellen Lebens in der Republik wie es besonders augenfällig zum Pfingsttreffen der FDJ in diesem Jahr zum Ausdruck gekommen sei.
Einige ihrere Besorgnisse teilend, verwies er auf die kämpferische Haltung der FDJ - Mitglieder während des Fackelzuges und informierte über Schritte der FDJ zur Vorbereitung des XIII. Parlaments der FDJ.
Die Zusammenarbeit mit Unterhaltungskünstlern sei für die FDJ dabei unverzichtbar. Deshalb wurde vereinbart, gemeinsam noch in diesem Jahr ein großes Rock- und Liedkonzert durchzuführen, gemeinsam und auf neue Weise den DDR-Beitrag für das 20. Festival des politischen Liedes sowie den Rock- und Liedersommer der FDJ 1990 vorzubereiten. Der 1. Sekretär des Zentralrats nahm eine Einladung zur Teilnahme an der Vollversammlung der Sektion Rock Mitte Oktober an.


Klarstellung zu einem Gespräch - Berlin (Junge Welt 13. Oktober 1989)

Am 09.Oktober 1989 fand ein Gespräch zwischen Rockern, Liedermachern und FDJ-Funktionären statt, das wir unsererseits mit einem guten Gefühl verlassen haben. Empört und enttäuscht können wir die Veröffentlichung über dieses Treffen in der "Jungen Welt" vom 11.10.1989 nur als Vertrauensbruch werten. Für uns selbst, für alle, die sich unserer Resolution angeschlossen haben und für die Öffentlichkeit müssen wir auf nachfolgender Richtigstellung bestehen. Zentraler Punkt unserer Diskussion war natürlich nicht die Vereinbarung neuer Auftrittsmöglichkeiten, sondern der Dialog über Inhalt und Veröffentlichung unserer Resolution. Richtig ist, daß E. Aurich uns in einem Brief gebeten hat, auf das Verlesen der Resolution zu verzichten und ein Gesprächsangebot gemacht hat. Aber richtig ist auch, daß wir dieser Bitte nicht ensprechen können und wollen, bis unsere Resolution in DDR-Medien veröffentlicht ist. Richtig ist, daß wir nicht beim "Neuen Forum" unterschrieben haben aber richtig ist auch, daß wir den Versuch von Bürgern unseres Landes, sich basisdemokratisch zu organisieren, ausdrücklich begrüßen. (siehe Resolution) Richtig ist, daß wir Westmedien als Vermittler ungeeignet finden aber richtig ist auch, daß wir fordern, daß unsere Medien diese Punkte wahrnehmen müssen. Richtig ist, daß wir gemeinsam über die Organisation von Konzerten von Hierbleibern für Hierbleiber nachdenken aber richtig ist auch, daß wir E. Aurich informiert haben, daß Unterzeichner der Resolution durch Auftrittsverbote und Verhaftungen bei ihrer künstlerischen Arbeit im Land massiv behindert wurden.Richtig ist, daß wir Verantwortung für den Sozialismus übernehmen wollen, aber richtig ist auch, daß wir Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung ablehnen und einen "himmlischen Frieden" befürchten. Sollte durch die og. Veröffentlichung in der JW vom 11.10.1989 der Eindruck entstanden sein, daß wir auch nur eine Position unserer Resolution verlassen haben, stellen wir hier ausdrücklich fest, daß wir und weitere 3000 Kollegen nach wie vor zu unserer Resolution stehen und auf Veröffentlichung drängen.

T. Krahl, T. Danz, A. Herzberg, M. Lönning, M. Görnandt, G. Pitsch, D. Halbhuber, G. Gundermann






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