Absatz 2 | Absatz 2 | |
Der '''inoffizielle Mitarbeiter''' traf sich mit seinem [[Führungsoffizier]] mehr oder minder regelmäßig in [[konspirative Objekte|konsipirativen Wohnungen]] und berichtete mündlich (seltener schriftlich). | Der '''inoffizielle Mitarbeiter''' traf sich mit seinem [[Führungsoffizier]] mehr oder minder regelmäßig in [[konspirative Objekte|konspirativen Wohnungen]] und berichtete mündlich (seltener schriftlich). | |
|
| |
Diese im Rückblick oft stark vereinfachend "Spitzel" genannten Mitarbeiter bildeten die "Hauptwaffe" des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] zur ''Durchdringung'' der Gesellschaft; ihre Zahl betrug [[1989]] vermutlich 170.000 bis 180.000 und war somit doppelt so hoch wie die der [[Hauptamtliche Mitarbeiter des MfS|hauptamtlichen Mitarbeiter]]. | Diese im Rückblick oft stark vereinfachend "Spitzel" genannten Mitarbeiter bildeten die "Hauptwaffe" des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] zur ''Durchdringung'' der Gesellschaft; ihre Zahl betrug [[1988]] 109.281 die durch 12.084 operative Mitarbeiter des MfS geführt worden. Weiterhin gab es Ende 1988 32.282 IMK .Zahlen für das Jahr 1989 liegen nicht vor, da immer erst im Feb. des Folgejahres genaue Statistiken vom MfS erarbeitet worden. | |
|
| |
Aufgabe der '''IM''' war in erster Linie das Sammeln von Informationen - über einzelne Personen und Personengruppen, über die gesellschaftliche Stimmung allgemein und in besonderen Situationen, über Verhältnisse am Arbeitsplatz, in Familien oder Vereinen, sowie über "sicherheitsrelevante" Fakten aller Art. Die überzogene Definition der dem [[Ministerium für Staatssicherheit]] als Hauptaufgabe übertragenen [[Abwehr]] "gegnerischer Tätigkeit" führte im Laufe der Zeit zu einem allumfassenden Sicherheits- und Informationsbedürfnis der [[SED]]- und [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Spitze und damit zum Einsatz von '''IM''' in praktisch allen Bereichen des (gesellschaftlichen) Lebens. | Aufgabe der '''IM''' war in erster Linie das Sammeln von Informationen - über einzelne Personen und Personengruppen, über die gesellschaftliche Stimmung allgemein und in besonderen Situationen, über Verhältnisse am Arbeitsplatz, in Familien oder Vereinen, sowie über "sicherheitsrelevante" Fakten aller Art. Die überzogene Definition der dem [[Ministerium für Staatssicherheit]] als Hauptaufgabe übertragenen [[Abwehr]] "gegnerischer Tätigkeit" führte im Laufe der Zeit zu einem allumfassenden Sicherheits- und Informationsbedürfnis der [[SED]]- und [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Spitze "Wer ist wer?" und damit zum Einsatz von '''IM''' in praktisch allen Bereichen des (gesellschaftlichen) Lebens. | |
|
| |
In der bis [[1989]] gültigen '''''Richtlinie 1/79''''' des [[Minister für Staatssicherheit|Ministers für Staatssicherheit]], [[Erich Mielke]], wurde die Arbeit mit '''IM''' geregelt, dabei wurden folgende [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-interne Kategorien festgelegt: | In der vom 8. Dezember 1979 stammenden und vom 1.1.1980 bis [[1989]] gültigen '''''Richtlinie 1/79''''' des [[Minister für Staatssicherheit|Ministers für Staatssicherheit]], [[Erich Mielke]], wurde die Arbeit mit '''IM''' geregelt, dabei wurden folgende [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-interne Kategorien festgelegt: | |
Absatz 26 | Absatz 26 | |
'''IM''' wurden ''geworben'', in vielen Fällen geschah dies nach einem [[IM-Vorlauf]]. Während dieser Zeitspanne überprüfte das [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] den ''IM-Kandidaten'', sein Umfeld sowie seine Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten; die Ergebnisse wurden sorgfältig dokumentiert. Kamen der künftige [[Führungsoffizier]], sein Vorgesetzter und gegebenenfalls die mit der "Bearbeitung" des anvisierten Einsatzfeldes befassten Mitarbeiter zu dem Schluss, dass der Kandidat "politisch-ideologisch" geeignet sei und die Erwartungen des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] erfüllen würde, so erhielt der Kandidat eine ''Bereitschafts-'' bzw. ''Verpflichtungserklärung'' vorgelegt, die er zu unterschreiben hatte. Die Existenz einer solchen Verpflichtungserklärung wurde nach der [[Wende]] und der Auflösung der Staatssicherheit als notwendig für den Beweis einer '''IM'''-Tätigkeit angesehen, obwohl es (wenige) Fälle gab, in denen Menschen als '''IM''' agierten, die keine solche Unterschrift geleistet hatten bzw. von denen keine unterschriebene Verpflichtungserklärung aufzufinden war. In der Regel verlangte das [[Ministerium für Staatssicherheit]] aber diese Unterschrift - schon um den Betreffenden damit "in der Hand" zu haben. | '''IM''' wurden ''geworben'', in allen Fällen geschah dies nach einem [[IM-Vorlauf]]. Während dieser Zeitspanne überprüfte das [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] den ''IM-Kandidaten'', sein Umfeld sowie seine Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten; die Ergebnisse wurden sorgfältig dokumentiert. Kamen der künftige [[Führungsoffizier]], sein Vorgesetzter und gegebenenfalls die mit der "Bearbeitung" des anvisierten Einsatzfeldes befassten Mitarbeiter zu dem Schluss, dass der Kandidat "politisch-ideologisch" ( dies spielte nicht unbedingt eine Rolle) geeignet sei und die Erwartungen des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] erfüllen würde, so erhielt der Kandidat eine ''Bereitschafts-'' bzw. ''Verpflichtungserklärung'' vorgelegt, die er zu unterschreiben hatte. In der Regel wurde die gesamte Verpflichtung vom IM per Hand geschrieben.Jedoch muss eingschätzt werden,dass die Art der Verpflichtung immer vom Verlauf des Werbungsgesprächs abhängig war. Die Existenz einer solchen Verpflichtungserklärung wurde nach der [[Wende]] und der Auflösung der Staatssicherheit als notwendig für den Beweis einer '''IM'''-Tätigkeit angesehen, obwohl es (wenige) Fälle gab, in denen Menschen als '''IM''' agierten, die keine solche Unterschrift geleistet hatten bzw. von denen keine unterschriebene Verpflichtungserklärung aufzufinden war. In der Regel verlangte das [[Ministerium für Staatssicherheit]] aber diese Unterschrift. | |
|
| |
Mit bzw. in der Verpflichtungserklärung wurde im Regelfall ein Deckname vereinbart und dokumentiert. Berichte oder Abschriften von Tonbandprotokollen über Treffs mit dem [[Führungsoffizier]] unterzeichnete der '''IM''' fortan mit diesem Decknamen. Innerhalb des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]], d.h. aus späterer Sicht in dessen Akten, wurde der '''IM''' stets nur mit seinem Decknamen erwähnt. Dies war ein Ausdruck der auch Stasi-intern herrschenden Konspiration und erschwert die rückwirkende Zuordnung von "Spitzelberichten" zu einer konkreten Person. Ein '''IM''' konnte im Laufe seiner "Karriere" mehrere Decknamen tragen, [[Wolfgang Schnur]] etwa erbat sich nach seinem Jura-Diplom und zur Bestätigung seiner nunmehr gestiegenen Bedeutung einen (fiktiven) Doktortitel - aus "IM Torsten" wurde "IM 'Dr. Schirmer'". Deckname und "Klarname" ließen sich mit letzter Gewissheit nur zuordnen, wenn die entsprechenden Karteikarten (F16 ''und'' F22) der [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Personenkartei eingesehen wurden. | Mit bzw. in der Verpflichtungserklärung wurde im Regelfall ein Deckname vereinbart und dokumentiert. Berichte oder Abschriften von Tonbandprotokollen über Treffs mit dem [[Führungsoffizier]] unterzeichnete der '''IM''' fortan mit diesem Decknamen. Innerhalb des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]], d.h. aus späterer Sicht in dessen Akten, wurde der '''IM''' stets nur mit seinem Decknamen erwähnt. Dies war ein Ausdruck der auch Stasi-intern herrschenden Konspiration und erschwert die rückwirkende Zuordnung von Treffberichten zu einer konkreten Person. Ein '''IM''' konnte im Laufe seiner "Karriere" mehrere Decknamen tragen, [[Wolfgang Schnur]] etwa erbat sich nach seinem Jura-Diplom und zur Bestätigung seiner nunmehr gestiegenen Bedeutung einen (fiktiven) Doktortitel - aus "IM Torsten" wurde "IM 'Dr. Schirmer'". Deckname und "Klarname" ließen sich mit letzter Gewissheit nur zuordnen, wenn die entsprechenden Karteikarten (F16 ''und'' F22) der [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Personenkartei eingesehen wurden. |
|
|