Mikroelektronik

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Version 3
Die Mikroelektronik war eines der Schlagwörter und eines der Hauptentwicklungsgebiete der Industrie der DDR in den 80er Jahren. Mittels gewaltiger Investitionsvorhaben sollte in der DDR eine "weltmarktfähige" Mikroelektronikindustrie aufgebaut werden. Davon versprach sich die SED-Führung einerseits Modernisierungseffekte für die gesamte Industrie samt enormer Produktivitätssteigerungen, andererseits sollten Exporte von ICs, Prozessoren und RAM-Bausteinen dringend benötigte Devisen ins Land bringen.

Allein in den Jahren nach dem XI. Parteitag der SED ?, von 1986/87 bis 1989, wurden mindestens 3 Milliarden DM in westliche Produktionsanlagen investiert. Das Geld wurde zum größten Teil vom Bereich Kommerzielle Koordinierung zur Verfügung gestellt (über die HA II, siehe dort). Wiederum etwa die Hälfte davon wurde für nach BRD-Recht illegale Importe verwendet. Diese Anlagen wurden unter Bruch des CoCom-Embargos ? in die DDR geliefert (siehe Embargogeschäfte).

Die massiven Investitionen in die Mikroelektronik waren zumindest zum Teil dadurch nötig geworden, weil die DDR gegen Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre den internationalen Aufschwung der Mikroelektronik "verschlafen" hatte. Alexander Schalck-Golodkowski hatte z.B. in seiner Doktorarbeit 1970 schon darauf hingewiesen, dass entsprechende Industrieentwicklungen voranzutreiben seien. Die damals gängige Formulierung lautete noch "Automatisierung".

Dass die Grundlage dafür, nämlich die Eigenentwicklung von Prozessrechnern und von deren Bauteilen sowie die massenhafte Produktion wegen der Behinderung durch das CoCom-Embargo ? nötig werden könnte, wurde übersehen bzw. unterschätzt.

Einen Tiefpunkt in der Entwicklung der DDR-eigenen Forschung markierte 1974 die Absetzung des fähigen Professors Werner Hartmann als Leiter der Arbeitsstelle für Molekularelektronik Dresden ? (AMD). Dieses Institut hatte auf seinem Gebiet Spitzenforschung betrieben und mit seinerzeit ca. 1000 qualifizierten Mitarbeitern vermutlich genügend Potenzial, den Anschluss an die vielbeschworene "Weltspitze" zu halten.

Ab etwa 1977 wurde dann die Entwicklung der Mikroelektronik-Industrie forciert, nun allerdings mit dem Schwerpunkt auf Westimporten oder Nachbauten anstelle von Eigenentwicklungen. Allerdings wäre letzteres aufgrund der begrenzten finanziellen und wissenschaftlichen Kapazitäten der DDR völlig utopisch gewesen, die hierbei gegen Weltkonzerne wie Siemens, IBM oder Intel konkurriert hätte. Derartiges häte sich höchstens mit einer perfekten Kooperation innerhalb der RGW-Staaten realisieren lassen, dazu ist jedoch nicht mal ansatzweise gekommen. Dass das angestrebte "Weltniveau" auf diese Weise schon ganz prinzipiell nicht erreicht werden konnte, hätte den SED-Wirtschaftsfunktionären von vornherein klar sein müssen:

  • kein Konzern im Westen gab aktuelle oder künftige Produkte, Patente, Herstellungsmethoden zur Nachahmung frei, wenn damit Konkurrenz hätte entstehen können. Diese Abgabe an östliche Staaten war im übrigen durch die CoCom ?-Embargobestimmungen streng kontrolliert (Verbleibnachweis bei Exportkontrolle) und auch unter Strafe gestellt.
  • die Latenz vom Beschaffen der Konstruktionsunterlagen durch Wirtschaftsspionage der HVA ?, über den Nachbau im Labor bzw. dem Ankauf von Know-how oder Produktionsanlagen bis zur tatsächlichen Produktionsaufnahme war so groß, dass die eine Produktgeneration auf dem Weltmarkt schon durch die nächste abgelöst war.

Deshalb war es nur logisch, dass die DDR-Mikroelektronik trotz massivster Investitionen immer einen Schritt zu spät kam. Klassische Beispiele waren in den 80er Jahren die 256k- und 1Mbit-Speicherschaltkreise. Der berühmte "Megabit-Chip" war zum Zeitpunkt der feierlichen Übergabe des ersten Produktionsmusters an Erich Honecker 1988 schon absehbar veraltet, und der tatsächliche Start der Serienproduktion war nicht in Sicht, da der Hersteller mit Qualitätsmängeln und Zulieferproblemen zu kämpfen hatte.






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