BZ - ND zitiert Gegen Entstellung der historischen Wahrheit

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Absatz 6Absatz 6

Am 19. November wurde die Zeitschrift "Sputnik" von der Postzeitungsliste gestrichen. Begründung: Sie leistet keinen Beitrag zur

Am 19. November wurde die Zeitschrift "[[Sputnik]]" von der Postzeitungsliste gestrichen. Begründung: Sie leistet keinen Beitrag zur


Dieser Artikel erschien in allen Tageszeitungen der DDR.

Berliner Zeitung Sonnabend/Sonntag, 26./27. November 1988

"Neues Deutschland"

Gegen Entstellung der historischen Wahrheit

Die Zeitung "Neues Deutschland" veröffentlichte in ihrer gestrigen Ausgabe folgenden Beitrag:

Am 19. November wurde die Zeitschrift "Sputnik" von der Postzeitungsliste gestrichen. Begründung: Sie leistet keinen Beitrag zur deutsch-sowjetischen Freundschaft, sie bringt "statt dessen verzerrende Beiträge zur Geschichte". Das ist leider wahr. Und es betrifft nicht nur ein Heft. Die Verzerrung der Geschichte der Sowjetunion, und der KPdSU, auch der Geschichte anderer Länder und ihrer revolutionären Parteien, ist sozusagen Linie beim "Sputnik".

Das geht soweit, daß man zu lesen bekommt: Hätte es ohne Stalin Hitler gegeben?" - "Stalin ebnete Hitler den Weg." Ja noch schlimmer: "Es stellte sich heraus, daß Stalin im Grunde genommen eine Marionette Hitlers war." So etwas kannte man, mit Verlaub gesagt, bislang nur von gewissenlosen Reinwäschern des Faschismus im Westen. Verzerrungen, die für alle, die diese Zeit miterlebten oder die, wie bei uns, im Geist des Antifaschismus erzogen sind und die historische Wahrheit über den Faschismus erfuhren, unbegreiflich sind.

Wer ebnete Hitler den Weg? In Wahrheit ebneten diesen Weg die Freikorps, die Reichswehr - die ihm zuerst erlaubte, öffentlich zu agitieren. Finanzmagnaten, Monopolgewaltige und Großgrundbesitzer. I h r e Marionette, genauer gesagt: i h r Werkzeug war Hitler.

Weiter die Wahrheit: In der deutschen Novemberrevolution von 1918, die von Lenin heißen Herzens begrüßt wurde, machten Arbeiter und Soldaten Schluß mit dem Krieg. Sie fegten die Kronen hinweg. Sie brachten die Herrschaft des deutschen Imperialismus ins Wanken und eroberten demokratische und soziale Rechte.

Aber die Revolutionäre wurden im Ergebnis des unseligen Paktes zwischen Ebert und General Groener, dem Vertreter der Obersten Heeresleitung, niedergeschlagen. So blieb die Leninsche Lehre - dargelegt in seiner Schrift "Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky" - unerfüllt, daß nämlich die Diktatur des Proletariats die höchste Form der Demokratie ist.

Statt dessen stabilisierte sich die Diktatur der Monopole. Die Nazipartei wuchs. Als sie während der großen Klassenschlachten dieser Zeit, bei den Novemberwahlen 1932, an die 2 Millionen Stimmen verlor, nahmen die Industriebarone kurzentschlossen das Heft in die Hand. Sie forderten den Reichspräsidenten von Hindenburg, ehemaliger Generalfeldmarschall des Kaisers, ultimatiov auf, Hitler in den Sattel zu heben und schließlich zum Reichskanzler zu machen.

Das war genau die Zeit, in der Ernst Thälmann mit sozialdemokratischen Funktionären darüber beriet, wie eine antifaschistische Einheitsfront geschaffen werden könnte. Indes: Der von der im Feuer der Novemberrevolution gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands geführte Kampf gegen die Gefahr des Faschismus konnte nicht verhindern, daß am 30. Januar 1933 Hitler zum Reichskanzler ernannt und damit der Nazidiktatur der Weg geebnet wurde. Das war der Weg, auf dem das deutsche Volk und viele Völker in den 2. Weltkrieg gestürzt wurden.

Dieser Krieg gegen die - wie die Nazis in ihrem Jargon sagten - "jüdisch -bolschewistische Weltgefahr" führte zur Dezimierung ganzer Völker. Er schloß das grausige Kapitel der "Endlösung der Judenfrage" ein - sechs Millionen Opfer. Der Aggressionskrieg gegen die Sowjetunion kostete die Völker der UdSSR 20 Millionen Tote. Das deutsche Volk, in seiner Mehrheit verführt, bezahlte Hitlers Krieg mit sechseinhalb Millionen Menschenleben.

Dabei hatte jeder Deutsche rechtzeitig Gelegenheit, bei Hitler selbst, in seiner Programmschrift "Mein Kampf" machzulesen, was dieser von den Monopolen und Militaristen auf den Weg gebrachte Verbrecher wollte: den Griff nach der Weltherrschaft, die Vernichtung "lebensunwerten Lebens" Eroberung und erbarmungslose Ausrottung. Einen Krieg, der auf das Land zurückschlagen m u ß t e, von dem er ausgegangen war. Ernst Thälmann hatte rechtzeitig gewarnt: Wer Hitler wählt, der wählt den Krieg."

Und dieser Hitler wurde, wie es im "Sputnik" heißt, erst durch Stalin möglich? Durch den, dessen Name mit dem Sieg über den Aggressor und der Befreiungstat der Antihitlerkoalition verbunden war? Dem, der den Deutschen nicht Rache schwor, sondern sagte: Die Hitler kommen und gehen aber das deutsche Volk bleibt?

In der Antihitlerkoalition standen, gemeinsam mit Sozialdemokraten , Christen und anderen humanistischen Kräften bis ins Militär hinein - die deutschen Kommunisten. Sie brachten im im antifaschistischen Widerstand die größten Opfer. Aber der "Sputnik" behauptet: "Die deutschen Kommunisten wagten es nicht, sich mit den Sozialdemokraten im Kampf gegen die Nazis zu vereinigen." Sie "gehorchten" im Zusammenhang mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt von 1939 - Stalin, der befahl, jede antifaschistische Propaganda sofort einzustellen.

Aber waren da nicht Tausende und aber Tausende Kommunisten und Sozialdemokraten, gemeinsam kämpfend, in der Illegalität? In den Gestapo-Kellern? In den Zuchthäusern und Konzentrationslagern? In der der Emigration - später viele in den Reihen der Sowjetarmee? Und hatte nicht die KPD unmittelbar nach dem Pakt eine politische Platform erarbeitet, die nochmals auf die Herstellung der Aktionseinheit der Arbeiterklasse und einer antifaschistischen Volksfront gegen die Hitlerdiktatur, gegen den Krieg ziehlte?

Aber das alles gibt es für den "Sputnik" nicht. Er verzerrt nicht nur die Geschichte der Sowjetunion und der KPdSU, sondern auch die der KPD. Das Blatt, sagen wir es offen, verunglimpft die deutschen Kommunisten und Verbündeten, die von 1918 an, über 1933, 1939 und 1941 hinaus für ein neues Deutschland der Demokratie und des Sozialismus kämpften und deren Kampf seine Erfüllung fand in der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.

Geradeheraus: In unserem antifaschistischen, sozialistischen deutschen Staat ist die "Entschuldigung" , die Reinwaschung Hitlers, des Faschismus und seiner Verbrechen, ist deren "Erklärung" mit irgendwelchen Erfindungen - eben der Gleichstellung Hitlers mit Stalin - unzulässig. Solche Darstellungen stehen im Widerspruch zur Verfassung der DDR. Zu ihrere Präambel, in der es heißt: " In Fortsetzung der revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiterklasse und gestützt auf die Befreiung vom Faschismus, hat das Volk der Deutschen Demokratischen Republik in Übereinstimmung mit den Prozessen der geschichtlichen Entwicklung unserer Epoche sein Recht auf sozialökonomische, staatliche und nationale Selbstbestimmung verwirklicht und gestaltet die entwickelte sozialistische Gesellschaft." Zu Artikel 6: "1 Die Deutsche Demokratische Republik hat getreu den Interessen des Volkes und den internationalen Verpflichtungen auf ihrem Gebiet den deutschen Militarismus und nazismus ausgerottet. Sie betreibt eine, dem Sozialismus und dem Frieden der Völkerverständigung und der Sicherheit dienenden Außenpolitik.

Freilich muß man wissen: Der "Sputnik" ist kein Organ der KPdSU. Die von der Redaktion aus allen möglichen und unmöglichen Beiträgen herausgepickten "Geschichtsdarstellungen"stehen im krassen Widerspruch zu dem, was Michail Gorbatschow anläßlich des 70. Jahrestages der Oktoberrevolution über die Geschichte der KPdSU und der Sowjetnion sagte.

Sie stehen, für uns, vor allem in Widerspruch zur deutsch-sowjetischen Freundschaft, die hierzulande Verfassungsgrundsatz , Staatspolitik und Herzenssache von Millionen ist. In Widerspruch zu Inhalt, Sinn und Wort beim jüngsten Treffen zwischen Erich Honecker und Michail Gorbatschow in Moskau. In Widerspruch zu unserer Grundüberzeugung.

Verzerrte Darstellungen der geschichtlichen Leistung des Sowjetvolkes, verbreitet in der DDR, sind für uns unzumutbar um unserer Freundschaft zur Sowjetunion willen.

He.






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