Institut zur Vorbereitung auf das Auslandsstudium/Erlebnisbericht

Version 3
Als zeitweiliger Student der ABF/IVA (gegen Ende der 80er) habe ich die "Rotlichtbestrahlung" als besonders unangenehm empfunden. Aus Berlin nach Halle, das war schon ein Schock. Aber von einer Russisch-Schule in Berlin-Mitte, die von Funktionärssprösslingen und von "Dissidentenkindern" besucht wurde, zu den Hardlinern ins Rote Kloster, das war der ultimative Hammer.

Unsere Gruppe (an EOS hieß das einfach "Klasse") gehörte zur technischen Richtung, das künftige Studienland war die SU - da lief der obligatorische Russischunterricht im Intensivprogramm. Wahrscheinlich ließ unser Lehrplan mehr Platz für Staatsbürgerkunde, weil wir keine zusätzliche Sprache (etwa Bulgarisch oder dgl.) lernen mussten; bei anderen Gruppen war das evtl. anders.

Unser Stundenplan als Momentaufnahme: Mathe 7 Stunden/Woche, Russisch 6 Std./W., Staatsbürgerkunde auf Rang 3 - mit vier Wochenstunden.

Da konnte man bloß meschugge werden. Am Wochenende in Berlin Mitleid von allen Seiten, auch Schadenfreude. Die Unterkunft mit anfangs vier Mann in einem winzigen Plattenbauzimmer von ca. 14 qm - darin 2 Schreibtische, 3 (!) Schränke, 2 Doppelstockbetten, ein Tisch, 3 Stühle - spottete jeder Beschreibung. Die Ausrichtung auf 3 Bewohner war wohl Absicht, die Institutsleitung hatte Erfahrung mit der Abbrecherquote.

Übel waren die Hausaufgaben. Ein gezielt eingesetztes Mittel, um die "künftige Elite" richtig hart dran zu nehmen. Musste man umschichtig erledigen, es gab ja nur 2 Arbeitsplätze. Trotz aller logischen Rationalisierung, d.h. Aufgabenteilung je nach Stärken, eine ätzende Sache. Warum musste ich mir den Mist antun? Für den Reisekader-Status in 10 Jahren? Das war doch kein Leben.

Es sind auch viele ernsthaft gescheitert. Konnten mit den miesen Noten, mit dem Leistungs"knick" (systemische Überforderung fern der Heimat) nicht umgehen. Nach ein paar Monaten Flucht in den Sport (immerhin auf 3000 m um ca. 2 min auf unter 9:50 verbessert) dann auch noch ein netter Auftritt zweier Herren in 'gediegenem' Outfit ;-). "Meine Meinung" hören wollten die, wenn's ginge regelmäßig. Auf solche Lebenserfahrung legte ich keinen Wert, und Halle war endgültig zu gruslig.

Der Wechsel an die Heimat-EOS war einfach; hätt' ich das früher gewusst, ich wäre nach 4 Wochen da weg. Die Heinis mussten sich einen neuen Kandidaten für ihren Vorlauf suchen, herrliche Erleichterung. Dass ich ein Jahr später auf perverse Weise nochmals mit der HA II/10 zu tun kriegte, steht auf einem anderen Blatt, mit rotem KOPIE BSTU-Stempel. Da hat mir so ein Profi-Lebensverpfuscher übel eingeschenkt, aber die Revanche kam prompt und 'postwendend'.

(Nach langem Zögern hier für R. eingestellt, ohne Signatur.)


Uns wurde immer erklärt, ein Zurück an die Heimatschule käme nicht in frage, tatsächlich war die Abbrecherquote (auch Ende der 1980er) sehr gering, aber es war eine Quälerei für die künftige Elite (meist schon aus solchen Elternhäusern). Die harten Bedingungen der Unterkunft und der "Chemiearbeiterstadt" Halle waren wohl auch in Hinblick auf das Zielland beabsichtigt. Motto: wer es schon hier in der "größten DDR der Welt" nicht aushält, scheitert unter den extra-bescheidenen sowjetischen Bedingungen sofort... Sporthalle in den Franckeschen Stiftungen unter der Orgel, kurz vor dem Zusammenfallen. Mittlerweile aber alles vorbildlich saniert. Und im Haus Franckeplatz sind die zukünftigen Lehrkörper der MLU untergebracht, mit neuen schicken Anbauten. Ach so, die Abk. IVA war bei uns total ungebräuchlich, das war die ABF und gut (bzw. schlecht).





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