war ein umgangssprachlich-satirischer Ausdruck für Waren, für die man sich bücken musste um sie aufzuheben. Da einerseits nicht alle Waren bedarfsdeckend zur Verfügung standen, andererseits selbst solche Waren, die marktdeckend hätten geliefert werden können, aber deren planwirtschaftiche Verteilung nach Ort und Zeit nicht optimal war, ur Bückware werden konnten, konnte es eigentlich jeden Artikel treffen, dass er zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort nicht erhältlich war.
Die Wortbildung Bückware geht auf die (manchmal zutreffende, meist aber metaphorische) Vorstellung zurück, Mangelware läge statt im Regal unter dem Ladentisch des Verkäufers, und dass dieser sich zur Herausgabe bücken musste. Entweder wurde sie dann nur auf Verlangen ausgegeben (man wollte damit Entscheidungskäufe allein durch den Ablick der Ware vermeiden) oder aber nur an bestimmte Personengruppen. Das konnte entweder tatsächlich nach Bedürftigkeit geschehen (Diabetiker, Schichtarbeiter, Familien mit Kindern), oft waren es aber Gefälligkeitshandlungen (für Stammkunden, Bekannte, Verwandte, Beziehungspartner).
Da für die Beschaffung vieler Bückwaren neben Glück und Beharrlichkeit auch das Angewiesensein auf Gefälligkeiten wichtig war, entstand ein Geflecht von Beziehungen (sogenanntes Vitamin B) und gegenseitigen Gefälligkeiten, je nach den Möglichkeiten des Einzelnen. Berufstätige in Branchen, deren Dienstleistungen oder Erzeugnisse den Bedarf nicht decken konnten, waren durch die größere Möglichkeit zu Gefälligkeiten gegenüber anderen oftmals sozial privilegiert.
Daie Einordnung einer Ware als Bückware konnte mitunter örtlich und zeitlich überraschend wechseln. Stapelte sich in A. das Klopapier im Schaufenster, wurde in B. die Klopapier-Belieferung des Konsums als heißer Tipp gehandelt und verbreitete sich per Buschfunk schnell. Es bedurfte eines schwerfälligen planwirtschaftlichen Prozesses, um das in A. überzählige Klopapiert nach B. umzuleiten. Die Gefahr war realistisch, dass die Situation nach dieser planwirtschaftlichen Korrektur die Situation genau umgekehrt war, obwohl theoretisch (DDR-global betrachtet) in beiden Fällen genug Klopapier für die Bedarfsdeckung vorhanden war.
Selbst ein nur kleiner und kurzzeitiger Engpass konnte in einer Kettenreaktion einen tatsächlichen Engpass hervorrufen. Da eigentlich immer genügend Geld für Konsumtion zur Verfügung stand, wurde ein Produkt, dass kurzzeitig oder örtlich nicht erhältlich war, beim nächsten Zurverfügungstehen auch von Leuten gekauft, die gerade keinen individuellen Bedarf an diesem Produkt hatten, aber sich für den möglichen Bedarfsfall eindecken wollten. Besonders rare Güter wurden oft auch ohne jeglichen (auch künftigen) individuellen Bedarf gekauft (z. B. Lizenzschallplatten ?), weil sie durch die Bedarfs-Unterdeckung zu einem sinnvollen Tauschobjekt machte.
Der Spontankauf von gerade erhältlicher Bückware trieb teils skurille Blüten. So gab es praktisch nie Bettwäsche, während die Wäscheschränke vieler Bürger vor Bettwäsche fast barsten, und Jung-Ehepaare wurde bei der Hochzeit mit kaum einer Ware so reichlich bedacht wie Bettwäsche. Auch der an tatsächlichem individuellem Bedarf orientierte Kauf eines eigentlich reichlich vorhandenen Produkts (zum Beispiel Getränke vor einer großen Vereins- oder Familienfeier) führte in der betreffenden Verkaufsstelle zu einer Reaktion der anderen Kunden, die diesen vermeintlichen Hamsterkauf als bevorstehende Verknappung des Produkts interpretierten und sich ebenfalls damit eindeckten. Die Folge war einen tatsächliche Verknappung dieses Produkts.
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