Leipziger Volkszeitung - Der wahre Ruf aus Leipzig, 12. September 1989

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Der wahre Ruf aus Leipzig

Vor ein paar Tagen knallte das Springer-Blatt "Die Welt" ein "Klagelied aus Leipzig" in die Schlagzeile. "Düstere Töne wie seit dem Bau der Mauer nicht mehr" hatten die hellhörigen Reporter in unserer Stadt vernommen. Natürlich bezog sich das nicht auf das Geschehen, das am Sonnabend und Sonntag mit der Solidaritätsaktion in der Grimmaischen Straße und mit der Großkundgebung auf dem Karl-Marx-Platz für das Stimmungsbild kennzeichnend war. Denn da hatten die BRD-Reporter längst ihre Koffer gepackt. Für sie war Leipzig, war die Masse nicht mehr interessant, nachdem sie am Montag mit den Rufen und Sprüchen einiger hundert Leute, die die öffentliche Ordnung zu stören versuchten, ihre Story im Block und das Klagelied auf Band hatten. Weil sie es nicht original erlebten, seien ihnen zunächst mal die zahlenmäßigen Tatsachen vom Wochenende nachgereicht. Über 250000 Bürger und Gäste der Stadt vereinten sich mit den Leipziger Journalisten am Sonnabend zu tätiger internationaler Solidarität. Und 100000 Einwohner kamen zur Großkundgebung am traditionellen Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gege Faschismus und Krieg. An beiden Tagen also traf sich die überwältigende Mehrheit der Bürger unserer Stadt zu einem machtvollen Ruf aus Leipzig, den höchstens taube "Welt"-Ohren überhören können beziehungsweise überhören wollen. Aber das stört uns nicht, denn in dieser Sache, für die wir uns mit diesem Ruf bekannt haben, sind wir nicht auf das Wohlwollen von BRD Journalisten angewiesen. Wenige Wochen vor dem 40. Jahrestag der DDR wollen auch die Werktätigen der Stadt Leipzig zum Ausdruck bringen: Unsere sozialistische Heimat ist Heimstatt des Friedens , der Humanität, der sozialen Sicherheit und Geborgenheit, in der jeder die Möglichkeit hat sich zu verwirklichen. Wir setzen allen Spekulationen unserer Gegner die feste Entschlossenheit entgegen, diese Heimat DDR mit ehrlicher, fleißiger Arbeit weiter zu stärken damit sie ein festes Bollwerk des Friedens im Herzen Europas bleibt. Ihre Wurzeln hat eine solche Haltung in der 40jährigen Geschichte der DDR. In diesen 4 Jahrzehnten haben wir Ziele und Ideale der Kämpfer gegen Krieg und Faschismus verwirklicht. Das schafft keine Hetzkampagne gegen die DDR aus der Welt. Und es erhält bei den Völkern Europas, noch mehr Gewicht in einer Zeit , da die Besorgnis über die in die Breite gehenden neofaschistische Entwicklung in der Bundesrepublik immer mehr wächst. Die Haltung der Leipziger Werktätigen bleibt nicht allein auf Teilnahme an eine Kundgebung oder auf einem Solidaritätsbeweis beim Basar der Journalisten beschränkt. Die Wochen der Vorbereitung auf unser Republik-Jubiläum werden den Ruf weitertragen. Die Zeit nach dem Fest wird davon geprägt sein. Auf unserem guten Kurs nach vorn, haben wir volle Segel gesetzt. Klagelieder überlassen wir denen, die sich über diesen Kurs grämen.

Rudi Röhrer Leipziger Volkszeitung 12.09.1989






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