(Rockmusiker) Resolution 1989
Wir, die Unterzeichner dieses Schreibens, sind besorgt ueber den augenblicklichen Zustand
Unseres Landes, ueber den massenhaften Exodus vieler Altersgenossen, ueber die Sinnkrise
Dieser gesellschaftlichen Alternative und ueber die unertraegliche Ignoranz der Staats-
Und Parteifuehrung, die vorhandene Widersprueche bagatellisiert und an einem starren Kurs festhaelt.
Es geht nicht um "Reformen, die den Sozialismus abschaffen", sondern um Reformen,
die ihn weiter in diesem Land moeglich machen. Denn jene momentane Haltung, den
existierenden Widerspruechen gegenueber, gefaehrdet ihn.
Wir begrussen ausdruecklich, dass Buerger sich in basisdemokratisch orientierten Gruppen
finden, um die Loesung der anstehenden Probleme in die eigenen Haende zu nehmen.
dieses Land braucht die millionefache Aktivierung von Individualitaet; die alten Strukturen sind offenbar
nicht in der Lage dazu. So haben wir den Aufruf des "Neuen Forum"zur Kenntnis genommen und finden in dem
Text vieles, was wir selbst denken, und mehr noch,was der Diskussion und des Austausches wert ist.
Wir halten es fuer ueberfaellig, alte Feindschaften und Vorbehalte abzubauen und zu
ueberwinden. Es ist nun wichtig, dass der politische Wille grosser Teile der interessierten
Bevoelkerung eine positive Entsprechung "von oben" findet.
D.h. auch Anerkennung dieser Gruppen, ihre Tolerierung und Einbeziehung in das Gespraech
Und in die Gestaltung dieser Gesellschaft, wie es die Verfassung der DDR mit ihren
Bestimmungen gebietet. Dieses, unser Land muss endlich lernen, mit andersdenkenden Minderheiten umzugehen,
vor allem dann, wenn sie vielleicht gar keine Minderheiten sind.
Das Anwachsen rechtsextremer und konservativ - nationaler Elemente auch bei uns, das
Beliefern gesamtdeutscher Anschauungen ist ein Ergebnis fehlenden Reagierens auf
Angestaute Widersprueche und historisch unverarbeitete Tatsachen.
Linke Kraefte fallen dieser Politik des Festhaltens erneut zum Opfer.
Wir wollen in diesem Land leben und es macht uns krank, tatenlos mitansehen zu muessen,
wie Versuche einer Demokratisierung, Versuche der gesellschaftlichen Analyse
kriminalisiert bzw. ignoriert werden. Wir fordern jetzt und hier sofort den oeffendlichen Dialog mit allen Kraeften.
Wir fordern eineOeffnung der Medien fuer diese Probleme. Wir fordern Aenderung der unaushaltbaren Zustaende.
Wir wollen uns den vorhandenen Widerspruechen stellen, weil nur durch ihre Loesung
Und nicht durch ihre Bagatellisierung ein Ausweg aus dieser Krise moeglich sein wird.
Feiges Abwarten liefert gesamtdeutschen Denkern Argumente und Voraussetzungen.
Die Zeit ist reif. Wenn wir nichts unternehmen, arbeitet sie gegen uns.
18/09/89 Unterzeichner:
Gerhard Schoene, Andre Herzberg, H.E. Wenzel, Joern Brunne, Joachim Gersdorf, Charly
Eitner, Ernst Lembke, Rainer Nawrat, Ingo Griese, Juergen Ehle, Gerhard Laartz,
Carsten Muttschall, Toni Krahl, Martin Schreier, Tamara Danz, Frank Schoebel, Marcus
Loennig, Ruediger Barton, H.H. Junck, Gerd Sonntag, H.J.Reznicek, Uwe Hassbecker,
Juergen Abel, Lutz Kerschowski, Juergen Eger, R.Kirchmann, Angelika Weiz,
Conny Bauer, Thomas Hergert, Tina Powileit, Wolfgang Fiedler, Kurt Demmler, Beate
Bienert, Jens Schultz, Lothar Kramer, Christian Liebig, Matthias Lauschus, Bernd Roemer,
Tine Roemer, D.Halhuber, Norbert Bischoff, Ralf Zimmermann, Heiko Lehmann,
Ines Krautwurst - u.w. siehe Liste!
Verteiler:
ADN, ND, JW, FDGB, Ferns. d. DDR, Rundf. D. DDR, ZK d. SED, MfK, Staatsrat,
GD b.Kom. f. UK (Generaldirektion beim Komitee fuer Unterhaltungskunst) Volkskammer, Schriftstellerverband,
VBK, FDJ, Theaterverband, VdJ, MfS, MdI.
Rockmusiker im Dialog mit dem FDJ Zentralorgan 'Junge Welt'1989
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