1033 macht wieder Handstand:
Wir saßen in 633 in den Berliner Scheiben in der Ernst-Thälmann-Straße, auf einmal brüllte
Theo: "Eh, 1033 macht wieder Handstand". Bier fallen lassen und die vier Stockwerke hoch
bis 1033, Türe auf und da hing er. Die Füße an die Balkondecke gedrückt schwankte er im 10. Stock auf
dem Geländer hin und her. Theo war der Schnellste, griff ihn, bevor er das Gleichgewicht verlor, und
zog ihn rein.
Ich weiss heute noch nicht, wie 1033 hiess. Er wohnte in 1033, war immer voll und ansonsten
ein guter Kumpel, der auch mal `ne Karo ? abgab, wenn nichts mehr zu holen war.
Theo lernte ich in der Zeit kennen, als sich die Ostberliner mal in Schwedt austobten.
Die kamen immer mit dem Bus von Angermünde und wenn sie nicht gleich von den
Bullen abgeholt wurden, ging es gleich zu 633. So 1979 rum.
Oko lebte noch und wurde von uns immer fürsorglich eingesammelt, nachdem er wieder
voll in irgend `nem Gebüsch lag.
Theo war hart im Nehmen, das merkte ich, als ich ihn in Berlin besuchte.
So zwischen LSD (Lychener Schliemann Duncker) war damals alles möglich.
Er erzählte uns Märchen, von seinem Vater als Diplomat und in Kairo geboren.
Er sah aus wie Robert Plant, die langen Haare extra nicht gewaschen, hatte irgendwo einen
Gestapomantel aufgetrieben, der hinten auf der Erde schleifte, und so sahen wir ihn
im Pikant ? in Schwedt nach einer durchzechten Nacht um sechs Uhr früh beim Bier.
In Berlin traf ich ihn wieder in Trümmerkutte ?. Eine Kneipe, die normalerweise nicht existieren durfte,
aber trotzdem da war. Es war wohl die erste Kneipe, die in Ostberlin nach dem Krieg wieder offen hatte:
Oderberger Ecke Kastanienallee.
Er hatte sich extra eine blaue Wattejacke besorgt, so dass er wie ein Knuffer aussah
und damit die Bullen ihn unbehelligt gehen liesßen.
Nachdem Ufer mit Karo ueber die Ostsee nach Westen abgedampft waren, wurde
633 auch zu heiss, mit 21 Leuten in einer 24qm Wohnung, - das stank den Bullen gewaltig.
Besuch vom ABV, und auch sonstige merkwürdige Leute kümmerten sich um uns.
Theo wohnte in der Dunkerstr 8x.
Ich ging 80 vorbei, und er war gerade dabei, seine Moebel zu verheizen, weil Winter und kalt und sonst keine
Knete. Wir gingen in den "Schusterjungen ?" und danach noch in den "Hackepeter", wo eine "Band" spielte.
Schlagzeuger 75, Pianist noch aelter, einer von beiden war blind. Aber es hing noch ein einarmiger Bandit
an der Wand den müssen die Genossen wohl vergessen haben abzuschrauben.
Seine Stühle haben wir dann zerkloppt, verheizt, einen Duchbruch ins Nachbarhaus gemacht und dann
Kohlen geklaut, wo es nur ging.
Die Bullen steckten etliche in den Knast, und zum Dank gab's als Resozialisierung
eine eigene Wohnung.
Als ich ihn 85 noch mal besuchen wollte, hiess es, er sei in Westberlin und Junkie.
Ich hab ihn nie wieder gesehen, obwohl Elle sagt, er wohnt wieder in der Schönhauser ?.
Ich wollte mir nur das Buch ausleihen, das er immer gelesen hat: L.Tolstoi, Krieg und Frieden
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