Trommel

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Version 5
Die Trommel war eine Wochenzeitung, offiziell gedacht als Zeitung für Thälmannpioniere und Schüler, also für Kinder bzw. Jugendliche der vierten bis siebten Klasse. Sie erschien im FDJ-eigenen Verlag Junge Welt ?. Die Redaktionsräume befanden sich im zweiten Geschoss des Verlags-Hauptsitzes in der Berliner Mauerstraße. Wie prinzipiell bei allen Publikationen des Verlags fungierte der Zentralrat der FDJ als Herausgeber bzw. als verantwortliche Institution. Die Trommel war gewissermaßen das Zentralorgan der Pionierorganisation "Ernst Thälmann", einer ebenfalls der FDJ zugerechneten Organisation. Damit stand die Trommel in der Linie der Zentralorgane, die analog zu den entsprechenden Massenorganisationen den DDR-Bürger "von der Wiege bis zur Bahre" begleiteten:

Zentralorgan Organisation Lebensabschnitt
(Bummi) (-*) Kindergarten, Vorschule
ABC-Zeitung Jungpioniere Klassen 1 bis 3 der POS
Trommel Thälmannpioniere Kl. 4 - 7 (max. bis 14. Lj.)
Junge Welt FDJ ab Kl. 8 (Eintritt in die FDJ)
Neues Deutschland SED etwa ab Volljährigkeit (18. Lj.)

(*) keiner Org. zugehörig, aber durch Trägerschaft der FDJ mit politischer Tendenz

Die Auflage der Trommel überschritt in den 80er Jahren die Millionengrenze (in der Spitze über 1,2 Mio.), was aber nicht nur der eigentlichen Zielgruppe zu verdanken war, sondern u.a. den DDR-Rentnern, die aus Mangel an Troll ?-Exemplaren wegen der auch enthaltenen Rätsel die Trommel kauften. Für Zentralorgane der SED und FDJ durfte kein "Abo-Stop" verhängt werden (wie etwa für das Mosaik), folglich war das Hauptproblem der Zeitung die Papierbeschaffung - das Kontingent reichte nur für ca. 750.000 Exemplare. Man behalf sich mit Doppelnummern, die zur Ferienzeit erschienen und mehrere Wochenauflagen sparten.

Eine typische Trommel-Zeitung bestand aus 16 Seiten. Die Titelseite wurde fast ganz von einem großformatigen Foto eingenommen; in der rechten Randspalte gab es die "Fröhliche Minute" mit Witzen. Schwerpunkte im Inneren waren Politik (immer min. eine Seite, mit der Rubrik Geschehen im Westen - erstellt durch so genannte "Redakteure mit der Schere" als Übernahme aus SED-/FDJ-Organen), Pionierleben, Naturwissenschaft/Technik, selten auch Sexualität; mitunter gab es Porträts von beliebten Popgruppen, deren Fotos aber wegen der schlechten Papierqualität kaum zu gebrauchen waren.

Es gab eine Seite mit Leserbriefen, eine Rätselseite und eine mit Bildgeschichten (am bekanntesten: "Rolf und Robert" von Reiner Schwalme ?). Die letzte Seite widmete sich dem Sport, mit Berichten z.B. zu Fußball und Skispringen - es gab sogar ein Fußballturnier mit der Möglichkeit internationaler Begegnungen und den Trommel-Sprunglauf ?.


Langjähriger Chefredakteur der Trommel war Axel Hempel ?, der zu Beginn der 80er Jahre von Elfriede Schroth abgelöst wurde und als Chef zum Kinderbuchverlag ? ging. Zum Redaktionskollegium gehörten 1989 noch Susanne Lost (stellv. Chefred.), N.N.* (Chef vom Dienst), Wolfgang Schulz (Naturwissenschaft/Technik) sowie N.N.*.

(* wird in Kürze ergänzt)

Als absolute und im Rückblick kaum zu überschätzende Ausnahme unter den Zentralorganen gehörte bei der Trommel ein Kollegiumsmitglied nicht der SED an, dies war nur durch Intervention und persönlichen Einfluss von Hempel ? beim Zentralrat der FDJ und im ZK der SED möglich geworden.


Vorläufer der Trommel war bis Mitte der 50er Jahre die Schulpost. Die Trommel erschien bis 1990 unter diesem Namen, wurde dann umbenannt in siehste! und kurz darauf eingestellt; die Reste der Redaktion wurden 1991 "abgewickelt". In der kurzen Umbruchphase hatten sich verschiedene westdeutsche Verlage als Partner ins Spiel gebracht (Bauer, Burda), prominentester Besucher in der Redaktion war der Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn. Alle Hoffnungen auf eine Weiterführung zerschlugen sich jedoch mit der extrem sinkenden Nachfrage, den Abonnement-Kündigungen nach der Währungsunion ? und schließlich der in nur drei (!) Tagen erfolgten Räumung des Verlagsgebäudes. Über eine halbe Million aktiver Abonnenten-Adressen wurden an den Springer-Konzern verkauft und den ahnungslosen Beziehern ein "BRAVO"-Abo zugedacht.






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