Erweiterte Oberschule

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Absatz 1Absatz 1

Die '''Erweiterte Oberschule''' ('''EOS''') war in der [[Volksbildung]] der DDR die Bildungseinrichtung, wo typischerweise die Hochschulreife (Abitur) erworben wurde. Daneben gab es weitere Möglichkeiten, etwa die [[Berufsausbildung mit Abitur]] oder in der Frühphase die [[Arbeiter-und-Bauern-Fakultät]].

Die '''Erweiterte Oberschule''' ('''EOS''') war in der [[Volksbildung]] der DDR die Bildungseinrichtung, wo typischerweise die Hochschulreife (Abitur) erworben wurde. (Daneben gab es weitere Möglichkeiten, etwa die [[Berufsausbildung mit Abitur]] oder in der Frühphase die [[Arbeiter-und-Bauern-Fakultät]].)



Die EOS schloss sich an die zehnklassige allgemeinbildende [[Polytechnische Oberschule|POS]] an und führte in zwei Jahren zum Abitur (Klassen 11 und 12). Lehrpläne, Stundenzahlen und die Prüfungsaufgaben waren einheitlich und ebenso zentral festgelegt wie an der POS.

Die EOS umfasste vier Klassenstufen (9 bis 12). Die ersten acht Klassen wurden in den Politechnischen Oberschulen absolviert.  Bis Abiturjahrgang 1965 gab es drei Spezialisierungsrichtungen, die sich kaum voneinander unterschieden, lediglich die Anzahl der Wochenstunden differierte leicht. Es waren dies: A sprachliches Profil (Russisch, Englisch, Französisch), B mathematisch-naturwissenschaftlich, C altsprachlich (Latein als Pflichtfach, Griechisch). Danach gab es (außer einigen wenigen Russisch-Spezialklassen) nur noch das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil. Gleichzeitig wurde allerding eine Berufsausbildung obligatorisch. Der Ablauf war, dass drei Wochen EOS-Schule eine Woche Berufsausbildung folgte. Am Berufsschul-freien Sonnabend hatten nur die EOS-Schüler in ihrer Berufsausbildungswoche Berufsschul-Unterricht. In den (normalen) Schulferien fanden Praktika statt, die Sommerferien dauerten demzufolge für die EOS-Schüler höchstens vier Wochen. Vor den schriftlichen und mündlichen Abitur-Prüfungen wurde die Facharbeiter-Prüfungs-Hausarbeit abgegeben und danach mussten die theoretischen und praktischen Facharbeiterprüfungen abgelegt werden. Diese Belastung war wohl zu hoch und die Bewerberzahlen für die EOS gingen drastisch zurück, so dass dieses System bald wieder reformiert wurde.



Ab 1981 bestand die EOS nur noch aus zwei Klassenstufen (Klassen 11 und 12) und schloss sich an die zehnklassige allgemeinbildende [[Polytechnische Oberschule|POS]]. Lehrpläne, Stundenzahlen und die Prüfungsaufgaben blieben wie bisher einheitlich und ebenso zentral festgelegt wie an der POS.

Es gab einen konstanten Mangel an EOS-Plätzen, der in subtiler Weise zur Disziplinierung der Schüler bzw. zur Selektion der staatstreuen künftigen Abiturienten genutzt wurde. Aus jeder 10. Klasse der [[Polytechnische Oberschule|POS]] konnten im Schnitt nur 2 bis 3 Schüler nahtlos auf die EOS wechseln. Das waren einerseits die Schüler mit den besten Leistungen, andererseits aber auch solche mit besonderem Engagement in der [[FDJ]] oder mit einflussreichen Eltern. Weitere Möglichkeiten, die Chance auf einen EOS-Platz zu erhöhen, waren:

Es gab einen konstanten Mangel an EOS-Plätzen, der in subtiler Weise zur Disziplinierung der Schüler bzw. zur Selektion der staatstreuen künftigen Abiturienten genutzt wurde. Aus jeder 10. Klasse der [[Polytechnische Oberschule|POS]] konnten im Schnitt nur 2 bis 3 Schüler nahtlos auf die EOS wechseln. Das waren einerseits die Schüler mit den besten Leistungen, andererseits aber auch solche mit besonderem Engagement in der [[FDJ]] oder mit einflussreichen Eltern. Weitere Möglichkeiten, die Chance auf einen EOS-Platz zu erhöhen, waren:


Die Erweiterte Oberschule (EOS) war in der Volksbildung der DDR die Bildungseinrichtung, wo typischerweise die Hochschulreife (Abitur) erworben wurde. (Daneben gab es weitere Möglichkeiten, etwa die Berufsausbildung mit Abitur oder in der Frühphase die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät.)

Die EOS umfasste vier Klassenstufen (9 bis 12). Die ersten acht Klassen wurden in den Politechnischen Oberschulen absolviert. Bis Abiturjahrgang 1965 gab es drei Spezialisierungsrichtungen, die sich kaum voneinander unterschieden, lediglich die Anzahl der Wochenstunden differierte leicht. Es waren dies: A sprachliches Profil (Russisch, Englisch, Französisch), B mathematisch-naturwissenschaftlich, C altsprachlich (Latein als Pflichtfach, Griechisch). Danach gab es (außer einigen wenigen Russisch-Spezialklassen) nur noch das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil. Gleichzeitig wurde allerding eine Berufsausbildung obligatorisch. Der Ablauf war, dass drei Wochen EOS-Schule eine Woche Berufsausbildung folgte. Am Berufsschul-freien Sonnabend hatten nur die EOS-Schüler in ihrer Berufsausbildungswoche Berufsschul-Unterricht. In den (normalen) Schulferien fanden Praktika statt, die Sommerferien dauerten demzufolge für die EOS-Schüler höchstens vier Wochen. Vor den schriftlichen und mündlichen Abitur-Prüfungen wurde die Facharbeiter-Prüfungs-Hausarbeit abgegeben und danach mussten die theoretischen und praktischen Facharbeiterprüfungen abgelegt werden. Diese Belastung war wohl zu hoch und die Bewerberzahlen für die EOS gingen drastisch zurück, so dass dieses System bald wieder reformiert wurde.

Ab 1981 bestand die EOS nur noch aus zwei Klassenstufen (Klassen 11 und 12) und schloss sich an die zehnklassige allgemeinbildende POS. Lehrpläne, Stundenzahlen und die Prüfungsaufgaben blieben wie bisher einheitlich und ebenso zentral festgelegt wie an der POS.

Es gab einen konstanten Mangel an EOS-Plätzen, der in subtiler Weise zur Disziplinierung der Schüler bzw. zur Selektion der staatstreuen künftigen Abiturienten genutzt wurde. Aus jeder 10. Klasse der POS konnten im Schnitt nur 2 bis 3 Schüler nahtlos auf die EOS wechseln. Das waren einerseits die Schüler mit den besten Leistungen, andererseits aber auch solche mit besonderem Engagement in der FDJ oder mit einflussreichen Eltern. Weitere Möglichkeiten, die Chance auf einen EOS-Platz zu erhöhen, waren:

  • Verpflichtung zu einer Laufbahn als Berufsoffizier der NVA
  • Verpflichtung als Soldat auf Zeit (3 Jahre) bei der NVA
  • Verpflichtung/Absichtserklärung für ein Pädagogik-Studium

Wenn sich in einer 10. Klasse mehrere Bewerber zur künftigen Lehrer- oder Offizierslaufbahn bekannten, konnte es im Extremfall für die Leistungsbesten schwer werden, überhaupt einen Abitur-/EOS-Platz zu ergattern. Allerdings war eine angestrebte Offizierskarriere nicht automatisch mit einem garantierten EOS-Platz gleichbedeutend, bei zu schlechtem Notendurchschnitt konnten die Bewerber trotzdem abgelehnt werden. Die Auswahl erfolgte übrigens nicht nach dem Abschluss der 10. Klasse der POS (Prüfung zur Mittleren Reife), sondern oft schon mit dem Halbjahreszeugnis der 9. Klasse.

Zu einem solchen Zeitpunkt - mit 15 oder 16 Jahren - abgegebene Verpflichtungserklärungen für die erwünschten Studienfächer bzw. für die NVA-Laufbahn waren natürlich nicht rechtsverbindlich. Trotzdem gab es nur relativ wenige Bewerber, die erst absichtlich erklärten, Offizier oder Lehrer werden zu wollen, um dann nach erfolgter Auswahl zu widerrufen. In schweren Fällen, wo sich der künftige Abiturient als "unwürdig" erwiesen hatte, konnte umgekehrt auch die Delegierung zur EOS widerrufen werden, ggf. sogar noch während der Klassen 11 und 12.

Es gab als Ausnahme vom oben erwähnten Verhältnis POS-Abgänger : EOS-Plätze noch die Schule mit erweitertem Russischunterricht, von der aus man mit höherer Wahrscheinlichkeit auf die EOS und damit zum Abitur kam. Die Quote lag hier zwischen 5 und 8 EOS-Plätzen je Abschlussklasse.






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