Das Klinikum Berlin-Buch war in den 70er und 80er Jahren mit über 3000 Betten nicht nur das größte Krankenhaus der DDR, sondern auch der größte Krankenhauskomplex ganz Europas. 1990 kamen das zuvor separat geführte Regierungskrankenhaus ? und das Krankenhaus des MfS zum Klinikum, wodurch kurzzeitig die absolute Rekordmarke von fast 4000 Betten erreicht wurde. In jenem Jahr unterteilte sich das Klinikum in 7 Örtliche Bereiche (ÖB), zuvor Medizinische Bereiche (MB) genannt.
Örtliche Bereiche des Klinikums Berlin-Buch 1990:
- ÖB I - das ursprüngliche Städtische Klinikum in der Wiltbergstraße am S-Bahnhof Berlin-Buch. Schwerpunkte waren Chirurgie, Innere Medizin (Gastroenterologie u.a.), Gynäkologie/Geburtshilfe, Radiologie und Nuklearmedizin.
- ÖB II - das "Hufeland-Krankenhaus" mit der Haupteinfahrt an der Karower Straße. Hier gab es Kliniken der Kinderheilkunde (Onkologie u.a., Kinderrettungsstelle), Innere Medizin, Thoraxchirurgie, Neurochirurgie, Psychiatrie und Psychotherapie.
- ÖB III - Komplex des "Ludwig-Hoffmann-Krankenhauses" an der Zepernicker Straße. Schwerpunkt war die Innere Medizin (Rheumatologie, Geriatrie u.a.).
- ÖB IV - das so genannte "Waldhaus" (Straße Am Sandhaus). Schwerpunkt Rehabilitationsmedizin und Physiotherapie.
- ÖB V - Dr. Georg Heim-Krankenhaus an der Hobrechtsfelder Chaussee. Schwerpunkt Innere Medizin (Infektiologie, Kardiologie).
- ÖB VI - das ehemalige MfS-Krankenhaus nahe der Kreuzung Wiltbergstraße/Hobrechtsfelder Chaussee. Universell ausgestattet.
- ÖB VII - das ehemalige Regierungskrankenhaus ?, direkt neben dem ÖB VI. Ebenfalls universell ausgestattet mit vielfältigen Chirurgie-Abteilungen, Rettungsstelle.
Die Bausubstanz der ÖB I - V stammte größtenteils vom Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Architekt Ludwig Hoffmann hatte das Großkrankenhaus entworfen. Grundprinzip waren in Gruppen bzw. einzeln stehende Klinikgebäude mit 2 Stockwerken, die sich in eine Parkanlage einfügten. Das Städtische Klinikum (später ÖB I) diente in den ersten Jahrzehnten der Tbc-Behandlung; daher gab es recht große Abstände zwischen den Häusern. Der spätere ÖB II war in Gänze als "Städtische Irrenanstalt" angelegt.
Die Nuklearmedizinische Klinik im ÖB I wurde Ende der 70er Jahre neu errichtet und bot für die damalige Zeit exzellente Möglichkeiten der Strahlentherapie. Eine besondere Attraktion für Radiologen bildete der Ganzkörper-Szintigraph, der mit Panzerplatten eines vor 1945 gesunkenen Kriegsschiffes abgeschirmt war. Das ermöglichte sehr gute Aufnahmen der Verteilung radioaktiver Substanzen im menschlichen Körper (denn das Schiff mit seiner Panzerung war nicht dem globalen Fall-Out der athmosphärischen Atomtests ausgesetzt gewesen).
Zum ÖB II gehörte das in Berlin sprichwörtliche "Haus 13" (Psychiatrie, Haus 213). Hier wurden auch psychisch kranke Straftäter unter erbärmlichen Bedingungen untergebracht. Das nebenan befindliche Haus 212 beherbergte die Klinik für Psychotherapie, eine Seltenheit in der gesamten DDR. Für die Kinderrettungsstelle und die Neurochirurgie mit den jeweiligen Intensivstationen existierte ein Hubschrauberlandeplatz.
Im ÖB VII/Regierungskrankenhaus ? befand sich ab Mitte der 80er Jahre einer der beiden Computertomographen (CT) der DDR, ein Siemens-Fabrikat - wie auch das CT-Gerät im Klinikum der NVA in Bad Saarow ?. Die Wartezeiten für eine CT-Untersuchung betrugen bis 1989 bis zu 1,5 Jahren, sofern man nicht einer privilegierten Schicht angehörte.
Es gab am Standort Berlin-Buch noch weitere Schwerpunktkliniken, die aber nicht zum Klinikum Buch gehörten. Dazu zählte etwa die Robert-Rössle-Klinik ?, ein landesweit bekanntes Krankenhaus mit dem Schwerpunkt Krebsbehandlung (Onkologie) samt angeschlossenem Forschungszentrum.
Abgesehen von den privilegierten Bereichen (MfS-, Regierungskrankenhaus) war der sanitäre, hygienische und technische Standard im Klinikum Berlin-Buch allenfalls bescheiden. Es gab z.B. in den ÖB II und III bis 1990 noch 12-Personen-Schlafsäle mit einer einzigen Waschgelegenheit.
Dennoch hatte das Klinikum Berlin-Buch landesweit einen recht guten Ruf. Das dürfte vor allem daran gelegen haben, dass sich hier Schwerpunktkliniken für Erkrankungen befanden, die in der restlichen DDR nicht oder nur schlecht behandelt werden konnten (Beispiel: Kinderonkologie).
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