Als West-Berlin wurde der (polische und geographische) Westteil der Stadt Berlin bezeichnet, der durch den Amerikanischen Sektor, den Britischen Sektor und den Französischen Sektor der Viersektorenstadt Berlin gebildet wurde.
Um die formale Bezeichnung wurde immer ein politischer Streit geführt:
- die BRD bestand auf der Formulierung Berlin (West); praktisch wurde nur Berlin gesagt
- die DDR formulierte in ihren Texten Westberlin (die "besondere politische Einheit Westberlin")
In der politischen Auseinandersetzung wurde von der DDR oft demonstrativ "Westberlin" dem westlichen "Berlin" für Westberlin entgegengesetzt.
Die politische Literatur zum Berlin nach 1945 aus östlicher und westlicher Sicht füllt ganze Bücherschränke und macht deutlich, dass das "Politikum Berlin" nur ein Ausdruck der globalen Ost-West-Auseinandersetzung war.
- Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR ? brachte 1964 eine Dokumentation zur Westberlinfrage heraus, die in 149 Dokumenten von 1943 bis 1964 "Aufschluß über die Entstehung des Westberlinproblems" aus DDR-Sicht geben sollte und West-Berlin als Zentrum einer latenten Kriegsgefahr darzustellen versuchte. Das ungekürzte Vorwort dieser Dokumentation:
- Seit mehr als 15 Jahren ist der westliche Teil Teil Berlins einer der gefährlichsten Spannungsherde der Welt. Westbelin stellt in seiner Abspaltung vom übrigen Berlin und dem es umgebenden Gebiet ein Zentrum latenter Kriegsgefahr dar. Die von diesem Stadtteil ausgehende feindselige Aktivität gegen die Deutsche Demokratische Republik und die anderen sozialistischen Staaten belastet fortgesetzt die internationale Lage und schürt immer aufs neue den kalten Krieg. Die vorliegende Dokumentation gibt Aufschluß über die Entstehung des Westberlinproblems. Sie enthält eine Auswahl historischer Dokumente, die auf die Ursachen der von Westberlin ausgehenden Spannungen hinweisen. Sie macht gleichzeitig mit den zahlreichen Vorschlägen der DDR und der mit ihr befreundeten Staaten bekannt, die die Beseitigung der anomalen Lage in Westberlin und der sich daraus für den Frieden ergebenden Gefahren zum Ziele haben. Die in ihr enthaltenden Dokumente der DDR legen Zeugnis ab von der Bereitschaft der Regierung der DDR, zu einer den berechtigten Interessen aller Beteiligten und des Interessen des Friedens entsprechenden Regelung der Westberlinfrage beizutragen. Aus der Dokumentation wird erneut deutlich: Die Interessen des Friedens erfordern, daß Maßnahmen eingeleitet werden, um Westberlin aus einem Herd der Spannungen in eine Stadt der Ruhe und des Friedens zu verwandeln.
Diese DDR-Dokumentation zielte eindeutig darauf ab, West-Berlin aus dem westlichen Lager herauszulösen und ignorierte völlig, dass erstens die Bevölkerung von West-Berlin sich immer als der Bundesrepublik zugehörig fühlte und zweitens der Flüchtlingsstrom aus der DDR nach West-Berlin bis zum Bau der Mauer 1961 deutlich machte, wie DDR-Bürger über die "Bedrohung Westberlin" dachten.
- Literatur zu West-Berlin aus östlicher Sicht: (Auswahl)
- P.A. Steiniger: Westberlin, Ein Handbuch zur Westberlin-Frage, Kongress-Verlag, Berlin 1959
- Alexander Martin: Brennpunkt Berlin, 70 Fragen und 70 Antworten zum Berlin-Problem, Kongress-Verlag, Berlin 1959
- Dokumente zur Westberlinfrage, hsgb. vom Min.f.Auswärtige Angelegenheiten der DDR, 1964
- V.Wyssotzki: Westberlin, Verlag PROGRESS, Moskau 1974
- Pjotr Abrassimow: Westberlin gestern und heute, Moskau 1980, Staatsverlag der DDR, Berlin 1981
- Literatur zu West-Berlin aus westlicher Sicht: (Auswahl)
- Dokumente zur Berlin-Frage 1944-1959, mit einem Vorwort des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt, Oldenburg-Verlag, München 1959
- Alfons Dalma: Hintergründe der Berlin-Krise, Condor-Verlag, Karlsruhe 1962
- Ansgar Skriver (Hrsg.): Berlin und keine Illusionen, 13 Beiträge zur Deutschlandpolitik, Rütten & Loening Verlag, Hamburg 1962
- Kurt L. Shell: Bedrohung und Bewährung, Führung und Bevölkerung in der Berlin-Krise, Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1965
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