Das biologische Fliegenbekämpfungsverfahren beruht auf dem Antagonismus zwischen Güllefliege (Ophyra aenescens*) und Großer Stubenfliege (Musca domestica). Es wurde 1985 als erstes Patent eines biologische Fliegenbekämpfungsverfahrens in der DDR erteilt und staatlich zugelassen.
Titel:Patentschrift DD (11) 228 733 A1 (1985.) Ansiedlungsvorrichtung zur Bekämpfung von Insekten, Wirtschaftspatent A 01 M /268302 5 (ISSN0433-6461).
Zulassungsurkunde für das biologische Bekämpfungsverfahren, Einsatz von Ophyra aenescens gegen Musca domestica, unter der Hygiene-Nr. HA III/127-693/88 die staatliche Zulassung für die Anwendung ausgesprochen. Zentralinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Epidemiologie der DDR Referenzlaboratorium für die Bekämpfung gesundheitsschädlicher Arthropoden. 30. 09. 1988
Mailadresse: Fliegenpeter@unicum.de
Die Regulierung des Fliegenbefalls in Schweinemästereien mittels der Güllefliege wurde von Betke et al in den frühen achtziger Jahren in die Praxis eingeführt. Die staatliche Zulassung ist Inzwischen durch den Paradigmenwechsel in deutsches Recht übergegangen. Das Patent wurde von der Landesregierung Brandenburgs nicht weiter geführt, obwohl 1989 und 1990 Lizenzen verkauft wurden. Einige Nutzer sind schon über 20 Jahre ohne weiteres Zutun frei von Fliegenplagen in ihren Schweineställen. Der Nützling (Güllefliege)wird von Schädlingsbekämpfern, die NÜtzlinge züchten und vertreiben, verkauft. Darum ist es ein ökologisches Wunder das ausgerechnet mit der nach Europa eingeschlepten Fliege (Ophyra aenescens(Güllefliege, Deponiefliege) die wärmeliebend ist,im Schweinestall ihren Lebensraum fand.
Peter Betke beschreibt das 1985 patentierte und 1988 staatlich zugelassene biologische Verfahren zur Ansiedlung der Güllefliege in Schweineställen, mit dem Ziel Fliegenplagen auf Dauer zu verhindern.
Es handelt sich um ein
Umweltgerechtes, naturnahes, biologisches Verfahren zur Verhinderung von Stubenfliegenplagen in Schweineställen durch Einbürgerung der
Güllefliege (Ophyra* aenescens).
Fliegenplagen im Schweinestall können Sie für immer vergessen. Es gibt Mästereien, die das Verfahren seit 25 Jahren erfolgreich nutzen.
Im Frühsommer erscheinen in Schweineställen Fliegen, die bald zur Plage werden. Viele Landwirte hoffen Jahr für Jahr, dass sie die Belästigung, ohne chemische Mittel einsetzen zu müssen, bis zum Ende der Fliegensaison ertragen werden. Aber meist ist es im August für Mensch und Tier nicht mehr auszuhalten. Es wird die chemische Bekämpfung durchgeführt, mit immer kürzer werdenden Perioden bis zur nächsten Plage und viel Geld verbraucht. Jedes Jahr beginnen die Schweineproduzenten mit der Fliegenbekämpfung, wenn es eigentlich schon zu spät ist geben dann viel Geld aus.
Früher wurden Fliegenpilze, Fliegenleim, Dung packen und Mist abdecken zur Unterdrückung der Fliegenentwicklung genutzt. Mit der Entdeckung der synthetischen Insektizide und Nutzung des DDT glaubte man nur noch an die Wirkung dieser Mittel, bis sich bei den Gliederfüßern die Resistenz entwickelte, eine Anpassung, die dazu führte, dass kein Mittel mehr längere Zeit eine Fliegenplage verhindern kann.
Eine Methode, die im Selbstlauf jahrelang Fliegenplagen verhindert, ist der Traum aller Landwirte.
Hier ist sie.
Mit dem Ansiedeln der Güllefliege im Schweinestall und der Sicherung ihres Überlebens im Winterhalbjahr wird der Fliegenbefall im Schweinestall für immer so gesteuert, dass es nicht mehr zu Plagen kommt. Es entsteht ein biologisches Gleichgewicht zwischen zwei Fliegenarten, wodurch die lästige Fliege soweit unterdrückt wird, dass sie unauffällig bleibt. Während die Plage erregende Große Stubenfliege auf den Schweinen rastet und zum Licht strebt, liebt die Güllefliege die Dunkelheit und rastet ganz selten auf den Tieren. Von beiden Fliegenarten leben die Larven im Kot-Futtergemisch unterhalb der Buchtenböden. Aber die Larven der Güllefliege fressen zusätzlich jüngere Larven der Großen Stubenfliege und verringern dadurch die Fliegenmenge im Stall. Die erwachsenen Fliegen der Güllefliege bleiben in der Nähe der Brutnester und krabbeln eventuell ziemlich träge die Wand bis zu 50 cm hoch. Man kann sie von den lästigen Stubenfliegen unterscheiden, weil sie kleiner als diese und glänzend schwarz gefärbt sind. Die kleinere Güllefliege wird von den Stubenfliegenmännchen sehr oft zu Kopulationsversuchen beflogen, wodurch die Lebenszeit des Nützlings verkürzt wird. Das kann zu Beginn der Einbürgerung manchmal den Erfolg in Frage stellen. Später ist das vergebliche Kopulieren ein weiterer Faktor für die Regulierung des Fliegenbefalls. Wenn die Larven der Großen Stubenfliege verschwunden sind werden die Güllefliegenlarven zu Kannibalen und fressen sich gegenseitig auf. Es kann keine neue Plage entstehen. Die Art bleibt im Stall trotzdem erhalten.
*) Hydrothaea aenescens nach neuer Nomenklatur
Ansiedlungsempfehlung für die Güllefliege (Ophyra aenescens) in Schweinehaltungen.
Die Güllefliegen sollten möglichst zugleich, aber nicht später als 2 Wochen nach dem Einstallen
der Läuferschweine eingebracht werden. Damit wird eine Art Synchronisation der Mast mit der
Entwicklung der Fliegen erreicht.
Insektizide und Bekämpfungsmittel gegen Ektoparasiten mit Langzeitwirkung sollten, um
Schäden an der neuen Fliegenart auszuschließen, nicht ausgebracht sein.
Manchmal verzögert sich die Entwicklung der Güllefliegenlarven im Verhältnis zu der maximalen
Larvenenmenge der etablierten, plageerregenden Großen Stubenfliege im Gülleraum. Dann kann
es letztmalig nötig werden, mit einem Pyrethrumpräparat die fliegenden Lästlinge zu beseitigen.
Im Ansiedlungsbereich sind etwa 20° C und eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 50%
optimal. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, verzögert sich der sichtbare Erfolg unter
Umständen um Wochen. Die warme Jahreszeit ist zwar ideal, aber das Ergebnis
sieht man oft erst im Folgejahr.
Luftströmungen sollten, besonders im Gülleraum am Ansiedlungsnest reduziert werden. Bei
Unterflurentlüftung empfiehlt sich das Ausschalten, bis eine erfolgreiche Larvenentwicklung
nachgewiesen ist. Optimale Ansiedlungsbereiche sind die so genannten biologisch aktiven
Schwimmschichten. Sie befinden sich in der Regel an den blinden Enden der Güllekanäle, wo
sich ein Futter-Kotgemisch bildet. Wo Larvennester massiv vorkommen sind die
Lebensbedingungen für beide Fliegenarten gut. Man erkennt diese Stellen auch im oberen
Stallraum an der deutlich erhöhten Fliegendichte.
Können die Ansiedlungsbereiche unter den Gitterrosten nicht genutzt werden, kann die
Einbürgerung der Güllefliege im oberen Stallraum versucht werden, indem die Puppen des
Stubenfliegengegenspielers in der Nähe der Larvennester einigermaßen geschützt ausgelegt
werden. Behälter mit nagersicherer Abdeckung aus Drahtgaze zum Schutz vor Mäusen sind u. U.
zu empfehlen. Im Gülleraum kann eine schwimmfähige Plattform nützlich sein.
Seinerzeit empfahl ich Behälter mit den Maßen 50 x 50 x 10 cm, in die eine 5 cm hohen
Schicht aus Sägespänen und Schweinefutter gefüllt wird. Die Metallgaze war Schutz vor
Mäusen. Für die Befestigung und Sicherung der Ansiedlungsbehälter im Gülleraum hat sich eine
Brettunterlage von 100 x 100 cm bewährt, die so befestigt ist, dass Pegelschwankungen im
Güllekanal nicht zum Umkippen führen. Die Stelle unter den endständigen Gittersegmenten, die
oberhalb von den Schweinen wenig belaufen und nicht als Kotplatz benutzt wird, ist günstig.
Erfahrungsgemäß schlüpfen aus den Puparien nach 3 - 4 Tagen die Güllefliegen und wandern
über den Rand des Ansiedlungsbehälters in die angrenzenden schwimmfähigen
Gülleschichten und suchen die Kolonien der Großen Stubenfliege.
Dort legen sie nach einem Reifefraß ihre Eier und der erwünschte Entwicklungszyklus der
Güllefliege beginnt.
Für Schweineställe mit Gülleentsorgung empfahl ich 2 - 3 Stellen auszuwählen.
Wenn diese am Ende des Güllesystems lagen breitete sich die nützliche Fliege ganz allein aus.
Für einen Stall mit 600 Mastplätzen empfahl ich 4000 Fliegenpupen oder Larven an 4 Stellen
auszulegen. Ist die Güllefliege einmal heimisch, hat man jahrelang Ruhe ohne weitere Kosten.
Die Lebensbedingungen verbessern sich für Mensch und Tier, weil die chemischen Bekämpfungsmittel wegfallen – jahrelang! Weil weniger „Chemie“ und damit Energie für die Schweinemast usw. verbraucht wird, verringern sich auch die Kosten.
Literatur:
Zulassungsurkunde für das biologische Bekämpfungsverfahren, Einsatz von Ophyra aenescens gegen Musca
domestica, unter der Hygiene-Nr. HA III/1-127-693/88 die staatliche Zulassung für die Anwendung ausgesprochen.
Zentralinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Epidemiologie der DDR Refenzlaboratorium für die Bekämpfung
gesundheitsschädlicher Arthropoden. 30.09. 1988
Schumann H., Betke P., Schultka H. (1985): Patentschrift DD (11) 228 733 A1,
Ansiedlungsvorrichtung zur Bekämpfung von Insekten.
Wirtschaftspatent A 01 M / 268302 5 (ISSN0433-6461).
Betke, P. (1988): Biologische Fliegenbekämpfung in Schweineproduktionsanlagen
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Betke, P.; Hiepe, Th.; Müller, P.; Ribbeck, Regine; Schröder, G.; Schultka, H.;
Schumann, H. (1988): Verhütung und Bekämpfung von Stallfliegenplagen
in Anlagen der Tierproduktion. Broschüre der Landwirtschaftsausstellung der
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Betke, P.; Hiepe, Th.; Müller, P.; Ribbeck, Regine; Schultka, H.; Schumann, H.;
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Betke, P.; Hiepe, Th.; Müller, P.; Ribbeck, Regine; Schultka, H.;
Schumann, H. (1989): Biologische Bekämpfung von Musca domestica mittels Ophyra aenescens in
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Betke, P.; Schultka, H.; Ribbeck, Regine (1990):
Biologische Fliegenbekämpfung Erfahrungen bei der praktischen
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Brandenburgische Agrarinformation; Landwirtschaftskammer Brandenburg und
zu Berlin Heft 9, S. 9
Betke, P.; Schmäschke, R.; Ribbeck, R. (1992):
Biologische Fliegenbekämpfung in Stallungen mittels des Antagonisten Ophyra aenescens.
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Internationalen Kongresses für Tierhygiene in Leipzig, Band II, S. 504 - 509
Schmäschke, R.; Betke, P.; Ribbeck, R. (1991):
Wirkung von Desinfektionsmaßnahmen auf Puparien der Gülle
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Proceedings of the 7th. Internatinal Congress on Animal Hygiene Leipzig,
Volume II, 510 - 515
Betke, P., Schultka, H. (1991): Biologische Regulierung des Musca domestica Befalls in Schweinemastanlagen mittels des Antagonisten Ophyra aenescens.
Kurzfassung der Vorträge, Schweinegesundheitsdiensttagung in Kiel, 27. 5. - 29. 5. 1991, Block IV.
Weitere Literatur bitte im Internet abrufen.
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Statt Fliegenpeter sollte die Überschrift so lauten: Biologisches Verfahren zur Verhinderung von Plagen durch die große Stubenfliege in Schweineställen.
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