Günther Forgber

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Die Firma Günther Forgber war ein Unternehmen des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo), das im Geschäftsverkehr mit dem NSW zu Tarnzwecken unter dem Namen seines Gründers und Geschäftsführers als "Einzelkaufmann" auftrat. Die Firma Forgber wurde am 4. August 1965 gegründet und war der KoKo-Hauptabteilung I zugeordnet.

Der Firmensitz befand sich in der Schlegelstraße 15 in Berlin-Mitte, in der Nähe der Grenzübergangsstellen Invalidenstraße und Chausseestraße. Auch zur GÜST Bahnhof Friedrichstraße betrug die Entfernung weniger als 1 km.

Forgber war eine Vertreterfirma; nach dem Bericht ? von Prof. Gerstenberger war ihr Zweck die "Vermittlung von Geschäften" im Bereich Textilmaschinenbau, Maschinenbau und Elektronik für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung. Die Firma Forgber spielte im Embargohandel eine Rolle und beschaffte unter anderem Ausrüstungen für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bzw. für dessen Hauptverwaltung Aufklärung.

Umfassende Feststellungen zu Forgber trafen die "Schalck-Ausschüsse" des Bundestages der 12. und 13. Wahlperiode nach der Wiedervereinigung, nachzulesen z.B. in den Bundestagsdrucksachen 12/3920, S. 38, sowie BT-Drucksache 12/7600, S. 113 - 115. Zu weiteren Forgber-Firmen stellte der Bericht des 2. Untersuchungsausschusses (BT-Drucksache 13/10900) fest:

Zur Firmengruppe Günther Forgber gehörten eine Reihe ausländischer Gesellschaften, wie z.B. die Export-Contact AG, Zürich und die Export-Contact Handelsgesellschaft, Wien. Die Zuordnung dieser Unternehmen zur Firmengruppe Günther Forgber hatte sich erst nach und nach erschlossen (...). Zu dem von Dr. Günther Forgber geleiteten Unternehmensnetz gehörte ferner die internationale Export-Import Handels AG mit Sitz in Zug in der Schweiz. Im Januar 1990 gründete Dr. Günther Forgber außerdem das Unternehmen Forgimpex in Berlin (Ost), das er wenige Monate später in Inhafo GmbH umbenennen ließ.

Die Firma Günther Forgber wurde wie die meisten KoKo-Firmen von der AG BKK des MfS gesichert. Ab der Gründung der AG BKK 1983 war deren Referat 2 für Forgber zuständig, zuvor war es die Abteilung 7 der HA XVIII.


Der Firmengründer und Namensgeber Günther Forgber arbeitete - wie seine Firma - fast 3 Jahrzehnte lang für das MfS. Er wurde 1957 von der damaligen Abt. VI der Staatssicherheit geworben und 1958 von der HVA übernommen. 1961 wurde Forgber alias IM "Martin" jedoch vorläufig "abgeschaltet", da ein HVA-Überläufer im Westen die Geheimdienstverbindung offenbart hatte.

1963 wurde Forgber als IMS von der (erst kurz darauf so benannten) Hauptabteilung XVIII unter der Nummer XV/3778/63 neu registriert, diese Episode währte bis 1980. Schließlich wurde der IM "Martin" 1983 unter der Reg.-Nr. XV/2691/83 von der HA XVIII reaktiviert.

Seine Stasi-Mitarbeit brachte Forgber schon früh einen gravierenden Nachteil: Nach dem Verrat des HVA-Überläufers erhielt er zunächst - "sicherheitshalber" - BRD-Reiseverbot, das später auf alle NSW-Staaten ausgedehnt wurde. Erst ab Mitte der 80er Jahre durfte Forgber wieder in Drittländer wie etwa Jugoslawien oder Österreich reisen.
Für einen DDR-Außenhändler, der sonst als Reisekader das Privileg weitgehender Bewegungsfreiheit genossen hätte, war das ein schon tragisch zu nennender Umstand. Forgber wurde allerdings mit exzellentem Verdienst und diversen Handelsprivilegien "belohnt".


Günther Forgber wurde 1994 zur (Rück-)Zahlung von 22 Millionen DM an den Staat bzw. die Treuhandanstalt ? verurteilt, die er sich aus dem KoKo-Vermögen zur Wendezeit angeeignet hatte. Er versäumte aber alle Fristen und floh vor der für diesen Fall angedrohten Haft ins Ausland. Zuvor hatte sich schon sein Rechtsanwalt Jürgen Wetzenstein-Ollenschläger ? abgesetzt, dem die Veruntreuung von 17 Millionen DM vorgeworfen wurde.

Insgesamt soll Günther Forgber dem nach der Wiedervereinigung dem Staat BRD zugefallenen KoKo-Vermögen widerrechtlich mindestens 50 Millionen DM entzogen haben (Stand 1998; laut Bericht des 2. UA, BT-Drs. 13/10900, S. 395).

Günther Forgber starb im Frühjahr 2006 bei einem Autounfall nahe Valencia in Spanien (Quelle: DER SPIEGEL 34/2006, S. 44).







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