Josef Kiefel (1909 - 1988) gehörte zur aus "bewährten Kommunisten" gebildeten Gründergeneration des Ministeriums für Staatssicherheit und führte von 1953 bis 1960 die Hauptabteilung II ("Spionageabwehr", siehe dort), die sich in dieser Zeit noch mit riskanten und auch offen rechtswidrigen Aktionen (Entführungen aus dem Westen, Anschlägen gegen "Agentenzentralen" etc.) in Szene zu setzen wusste.
Biographische Fakten (Auswahl):
- geboren am 2.10. 1909 in Oberbayern als Arbeiterkind
- 1923 - 1926 Schlosserausbildung, später Arbeit als Bergmann, Maschinist und Straßenarbeiter
- 1929 Eintritt in die KPD
- 1931 Emigration in die Sowjetunion
- 1942 Einberufung zur Roten Armee, ab 1944 Einsatz als Partisan, mehrere Verwundungen
- 1946 nach Deutschland zurückgekehrt, SED-Mitglied
- 1947 Eintritt in die Polizei, 1949 Leiter der politischen Polizei (K 5) in Sachsen-Anhalt
- 1949 - 1950 stellvertretender Leiter der Verwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft Brandenburg, später Länderverwaltung Brandenburg des MfS
- 1950 Leiter der Abteilung IVa (Spionage, Westarbeit) in der Zentrale des MfS Berlin
- 1952 Leiter der Abteilung II (Westarbeit)
- 1953 - 1960 Leiter der HA II, Beförderung zum Oberst
- 1960 Leiter der Abteilung XXI (siehe unten)
- 1970 Entlassung in den Ruhestand
- gestorben am 11.3. 1988
Josef Kiefel wurde nach Überlieferung des MfS beim "Kampf mit Provokateuren und faschistischen Elementen" am 17. Juni 1953 schwer am Kopf verletzt, was vermutlich dazu beitrug, dass er in den letzten Jahren seiner Amtszeit nicht mehr voll diensttauglich war. Wegen seiner "Verdienste" konnte sich die Stasi-Führung nicht einfach zu Kiefels Ablösung durchringen und schuf daher (eventuell tatsächlich nur deshalb!) die "viel wichtigere" Abteilung XXI zur "Bekämpfung westlicher Agentenzentralen", später allgemein für die innere Sicherheit im MfS zuständig - ein außergewöhnlicher und einmaliger Vorgang innerhalb der Stasi. Die Abteilung XXI wurde später aufgelöst bzw. ging im Büro der Leitung (BdL) auf.
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