Als Tal der Ahnungslosen wurden vom "Volksmund" die Gebiete bezeichnet, in denen kein Westfernsehempfang möglich war. In landschaftlich ungünstig gelegenen Bereichen war selbst der Empfang der DDR-Programme nur mit Bild- und Tonstörungen verbunden oder im Extremfall auch gar nicht möglich. Das betraf vor allem den Bezirk Dresden, aber auch einige ungünstig gelegene Landstriche (Täler) im östlichen Teil des Bezirkes Karl-Marx-Stadt.
Speziell in den 80er Jahren kam es unter der dortigen Bevölkerung zur Bildung von Antennengemeinschaften, die Westgeld zusammenlegten, um Empfangstechnik (Satelliten-TV) zu beschaffen. Es gab auch Versuche, mit ausgefeilten terrestrischen Anlagen - etwa auf Höhenzügen - trotz der für den UKW-Empfang zu großen Entfernung zu den Sendern in Westberlin und Hof/Bayern den Empfang zu ermöglichen.
Einzelne Bastler mit Zugang zu entsprechender Technik (z.B. in Forschungsinstituten oder NVA-Nachrichtenelektroniker) entwickelten auch eigene Satellitenempfangsanlagen. Darüber hinaus gab es private Ansätze, Verbindungen zum ab 1988/89 ausgebauten polnischen TV-Kabelnetz herzustellen, da dort die Westsender eingespeist wurden.
Eine DDR-charakteristische Umgehungsstrategie entwickelte sich mit dem privaten "Urlauberaustausch": Familien aus dem Bezirk Dresden, deren Heim in ansprechender Umgebung lag (z.B. Sächsische Schweiz), tauschten zur Urlaubszeit mit Einwohnern Berlins die Wohnung. Davon profitierten beide Seiten - die Berliner von der preiswerten Erholung, die "Sachsen" vom Westfernsehen und den besseren Einkaufsmöglichkeiten.
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