Eine Legende war im Geheimdienst-Jargon des Ministeriums für Staatssicherheit ein erfundener, möglicherweise aber auch mit Versatzstücken realer Fakten (Name, Geburtsdatum, Qualifikationen u.a.) angereicherter Lebenslauf oder ein Teil dessen. D.h. die Legende konnte sich im Extremfall auf die gesamte Biographie beziehen (angewandt etwa bei "Illegalen" der Hauptverwaltung Aufklärung im Operationsgebiet) oder nur auf kleine Abschnitte, z.B. beim Bildungs- und beruflichen Werdegang (Auslassen der MfS-Dienstzeit). Die letztgenannte Variante wurde im Regelfall bei Offizieren im besonderen Einsatz verwendet, um die Beziehung des Betreffenden zur Staatssicherheit zu verschleiern.
Legendiert bedeutet demnach sinngemäß "durch Falschangaben im Lebenslauf bzw. in der Kaderakte plausibel gemacht". Ein legendierter Arbeitsauftrag war ein geheimdienstlich motivierter Einsatzbefehl z.B. des OibE, der jedoch mittels Konstruktion einer glaubhaften Begründung seitens einer "unverdächtigen" Institution (häufig: andere Ministerien) verdeckt wurde. Gegebenenfalls war dazu die Hilfe dieser anderen Einrichtung nötig, die in der Praxis durch den Einsatz dortiger OibE oder inoffizieller Mitarbeiter unproblematisch zu erlangen war.
Anmerkung:
- Die Bezeichnung Legende für absichtsvoll gefälschte biographische Fakten u.ä. ist bei allen Geheimdiensten im deutschsprachigen Raum gebräuchlich (gewesen).
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