Lagezentrum Mil-ND Mauerfall/Erlebnisbericht

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Absatz 2Absatz 2

Zum Verständnis des folgenden '''Erlebnisberichts''' wird auf den Artikel [[Lagezentrum Mil-ND]] verwiesen. Der Autor des Erlebnisberichts möchte nicht namentlich erwähnt werden.

Zum Verständnis des folgenden '''Erlebnisberichts''' wird auf den Artikel [[Lagezentrum Mil-ND]] verwiesen. Der Autor des Erlebnisberichts möchte nicht namentlich erwähnt werden.


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'''Lagezentrum, 9. November 1989, 18:00 Uhr'''<br>

'''Lagezentrum, 9. November 1989, 18:00 Uhr'''<br>

Die Nachtschicht bestand aus drei Offizieren. Nichts sprach dafür, dass irgendwelche Besonderheiten auftreten könnten. Die neu eingeführte DDR-Pressekonferenz und die NATO-Stabsübung SHAPE waren für uns Routine.

Die Schicht als Diensthabende im Lagezentrum der Verwaltung Aufklärung der NVA bestand aus drei Offizieren. Nichts sprach dafür, dass irgendwelche Besonderheiten auftreten könnten. Die neu eingeführte DDR-Pressekonferenz und die gerade laufende NATO-Stabsübung SHAPE waren für uns Routine.

Absatz 6Absatz 7

Die Aufzeichnung der neuerdings täglich durch das [[Fernsehen|DDR-Fernsehen]] ausgestrahlte Pressekonferenz lief, wir hörten mit halben Ohr mit. Gleichzeitig bereiteten wir den Mitschnitt der Nachrichtensendung '''''heute''''' des ZDF vor.

Die Aufzeichnung der neuerdings täglich durch das [[Fernsehen|DDR-Fernsehen]] ausgestrahlte Pressekonferenz lief (der Mitschnitt lief auch), wir hörten nebenbei mit. Gleichzeitig bereiteten wir den Mitschnitt der Nachrichtensendung '''''heute''''' des ZDF vor.

Absatz 8Absatz 9

Wir sind fertig für die Aufnahme von '''''heute''''' (ZDF). Mit halbem Ohr hörten wir [[Günter Schabowski|Schabowskis]] [[Mauerfall|Ankündigung der neuen Reiseordnung]]: Wir waren sofort hellwach! Instinktiv wußten wir: Es wird nichts mit einer ruhigen Nachtschicht: Hier tut sich was.

Wir sind fertig für die Aufnahme von '''''heute''''' (ZDF). Mit halbem Ohr hörten wir [[Günter Schabowski|Schabowskis]] [[Mauerfall|Ankündigung der neuen Reiseordnung]] in der Pressekonferenz: Wir waren sofort hellwach! Instinktiv wußten wir: Es wird nichts mit einer ruhigen Nachtschicht: Hier tut sich was!

Absatz 15Absatz 16

Den Lageoffizieren wurde klar, dass es ein Problem gibt: Ab Morgen soll ein relgemäßiger Grenzübertritt möglich sein. Aber es gab keinerlei Vorinformationen für die staatlichen [[Organ|Organe]]!

Den Lageoffizieren wurde klar, dass es ein Problem gibt: Ab Morgen soll ein regelmäßiger Grenzübertritt möglich sein. Aber es gab keinerlei Vorinformationen für die staatlichen [[Organ|Organe]]!

Absatz 17Absatz 18

Den Lageoffizieren wurde an Hand der eingehenden Meldungen klar, was am Abend losgehen könnte, da sowohl der [[Fernsehen|SFB]] als auch [[Fernsehen|N3]] '''sofort''' Kamerateams an die [[GÜST|Grenzübergangsstelle]] Drewitz-Dreilinden und das Brandenburger Tor entsandten. In ersten Fernsehkommentaren der [[Fernsehen|Westsender]] wurde gesagt, dass die DDR-Bürger mit dem [[Personalausweis]]  an die Grenze zu kommen sollten und einfach zu versuchen, nach [[Westberlin]] zu kommen.

Den Lageoffizieren wurde an Hand der eingehenden Meldungen klar, was schon an '''diesem Abend''' losgehen könnte, da sowohl der [[Fernsehen|SFB]] als auch [[Fernsehen|N3]] '''sofort''' Kamerateams an die [[GÜST|Grenzübergangsstelle]] Zarrentin in Mecklenburg und das Brandenburger Tor entsandten. In ersten Fernsehkommentaren der [[Fernsehen|Westsender]] wurde gesagt, dass die DDR-Bürger mit dem [[Personalausweis]]  an die Grenze zu kommen und einfach zu versuchen sollten, nach [[Westberlin]] zu kommen.





'''Lagezentrum, 9. November 1989, 18:30 Uhr'''<br>

'''Lagezentrum, 9. November 1989, ca 20:00 Uhr'''<br>

'''Lagezentrum, 9. November 1989, 18:30 Uhr'''<br>
'''Lagezentrum, 9. November 1989, 18:30 Uhr'''<br>
'''Lagezentrum, 9. November 1989, 18:30 Uhr'''<br>

Live liefen die Bilder von den ersten sich bildenden Schlangen an der Grenze zu [[Westberlin]] über den Bildschirm. Uns stellte sich natürlich schon die immer banger werdende Frage, wie lange das noch gutgehen soll: Immerhin wurden aus einigen Hunderten dann Tausend - ihnen gegenüber die Grenzposten mit unterladenen MPi's.

Unsere telefonischen Nachfragen beim [[Grenzkommando Mitte]], ob sie alles im Griff haben, wurde gegen 20.30 Uhr ungläubig mit
"Was ist denn los?" beantwortet.



MOMENT noch - in Bearbeitung!

'''Lagezentrum, 9. November 1989, nach 22:00 Uhr'''<br>
Die Bandmaschinen liefen sich heiß: Alle Sender berichteten in Sondersendungen.<br>
Auf die immer drängender werdenden Fragen der [[GSSD]] und [[Botschaft|unserer Botschaften]] konnten wir nur die eine Antwort geben: "'''Keine diesbezüglichen Befehle'''".

Gegen 23.25 Uhr war es wohl:
Der erste Schlagbaum an der Bornholmer Straße
ging hoch. Wir kabelten in die Welt:
"'''Grenzregime außer Kontrolle'''".
Nur in unserem Ministerium war zu der Zeit
keiner der Chefs zu erreichen.
Der [[Heinz_Keßler|Minister]] irgendwo unterwegs,
der [[Fritz Streletz|Chef des Hauptstabes]] nicht zu kriegen,
[[Alfred Krause/Erlebnisbericht|unser eigener Chef]] irgendwo mit seinem Auto unterwegs,
der AL im Theater - jedenfalls keiner da!

'''Lagezentrum, 10. November 1989, ca. 00:30 Uhr'''<br>
Telefonat mit dem [[Fritz Streletz|Chef des Hauptstabes]]: "'''Jungs, bleibt ruhig und legt Euch schlafen!'''"

An Schlafen war nicht zu denken - aber auch nicht an das Nachdenken über die große Weltpolitik.
Als Resümee bleibt eigentlich nur, daß es wie ein Wunder war, daß keiner zur Waffe gegriffen hat, '''offensichtlich''' keiner mehr wollte, daß auf den "Roten Knopf" gedrückt wurde - obwohl das "'''Rote Telefon'''" nur Zentimeter entfernt stand.
Wir drei sahen einfach nur zu, wie sich in diesen wenigen Stunden die Welt veränderte ...
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Das Lagezentrum des Militärnachrichtendienstes (Mil-ND) befand sich in dessen Hauptsitz in Ost-Berlin, Oberspreestraße 61-63.

Zum Verständnis des folgenden Erlebnisberichts wird auf den Artikel Lagezentrum Mil-ND verwiesen. Der Autor des Erlebnisberichts möchte nicht namentlich erwähnt werden.


Lagezentrum, 9. November 1989, 18:00 Uhr
Die Schicht als Diensthabende im Lagezentrum der Verwaltung Aufklärung der NVA bestand aus drei Offizieren. Nichts sprach dafür, dass irgendwelche Besonderheiten auftreten könnten. Die neu eingeführte DDR-Pressekonferenz und die gerade laufende NATO-Stabsübung SHAPE waren für uns Routine.

Lagezentrum, 9. November 1989, 18:30 Uhr
Die Aufzeichnung der neuerdings täglich durch das DDR-Fernsehen ausgestrahlte Pressekonferenz lief (der Mitschnitt lief auch), wir hörten nebenbei mit. Gleichzeitig bereiteten wir den Mitschnitt der Nachrichtensendung heute des ZDF vor.

Lagezentrum, 9. November 1989, kurz vor 19:00 Uhr
Wir sind fertig für die Aufnahme von heute (ZDF). Mit halbem Ohr hörten wir Schabowskis Ankündigung der neuen Reiseordnung in der Pressekonferenz: Wir waren sofort hellwach! Instinktiv wußten wir: Es wird nichts mit einer ruhigen Nachtschicht: Hier tut sich was!

 Ich glaube mich erinnern zu können, daß bereits 
 Punkt neunzehn Uhr heute (ZDF) mit 
 genau diesem geschichtsträchtigen Satz 
 die Sendung begonnen hat - allerdings mit ungläubigem 
 (da mit der heißen Nadel gestricktem) Kommentar. 

Lagezentrum, 9. November 1989, ca. 19:15 Uhr
Den Lageoffizieren wurde klar, dass es ein Problem gibt: Ab Morgen soll ein regelmäßiger Grenzübertritt möglich sein. Aber es gab keinerlei Vorinformationen für die staatlichen Organe!

Lagezentrum, 9. November 1989, ca. 19:30 Uhr
Den Lageoffizieren wurde an Hand der eingehenden Meldungen klar, was schon an diesem Abend losgehen könnte, da sowohl der SFB als auch N3 sofort Kamerateams an die Grenzübergangsstelle Zarrentin in Mecklenburg und das Brandenburger Tor entsandten. In ersten Fernsehkommentaren der Westsender wurde gesagt, dass die DDR-Bürger mit dem Personalausweis an die Grenze zu kommen und einfach zu versuchen sollten, nach Westberlin zu kommen.

Lagezentrum, 9. November 1989, ca 20:00 Uhr
Live liefen die Bilder von den ersten sich bildenden Schlangen an der Grenze zu Westberlin über den Bildschirm. Uns stellte sich natürlich schon die immer banger werdende Frage, wie lange das noch gutgehen soll: Immerhin wurden aus einigen Hunderten dann Tausend - ihnen gegenüber die Grenzposten mit unterladenen MPi's.

Unsere telefonischen Nachfragen beim Grenzkommando Mitte, ob sie alles im Griff haben, wurde gegen 20.30 Uhr ungläubig mit "Was ist denn los?" beantwortet.

Lagezentrum, 9. November 1989, nach 22:00 Uhr
Die Bandmaschinen liefen sich heiß: Alle Sender berichteten in Sondersendungen.
Auf die immer drängender werdenden Fragen der GSSD und unserer Botschaften ? konnten wir nur die eine Antwort geben: "Keine diesbezüglichen Befehle".

 Gegen 23.25 Uhr war es wohl: 
 Der erste Schlagbaum an der Bornholmer Straße 
 ging hoch. Wir kabelten in die Welt:
 "Grenzregime außer Kontrolle". 
 Nur in unserem Ministerium war zu der Zeit 
 keiner der Chefs zu erreichen.
 Der Minister irgendwo unterwegs, 
 der Chef des Hauptstabes nicht zu kriegen,
 unser eigener Chef irgendwo mit seinem Auto unterwegs,
 der AL im Theater - jedenfalls keiner da!

Lagezentrum, 10. November 1989, ca. 00:30 Uhr
Telefonat mit dem Chef des Hauptstabes: "Jungs, bleibt ruhig und legt Euch schlafen!"

An Schlafen war nicht zu denken - aber auch nicht an das Nachdenken über die große Weltpolitik. Als Resümee bleibt eigentlich nur, daß es wie ein Wunder war, daß keiner zur Waffe gegriffen hat, offensichtlich keiner mehr wollte, daß auf den "Roten Knopf" gedrückt wurde - obwohl das "Rote Telefon" nur Zentimeter entfernt stand. Wir drei sahen einfach nur zu, wie sich in diesen wenigen Stunden die Welt veränderte ...







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