Medikamentenmissbrauch

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Aufgrund der geringen Reisemöglichkeiten und der restriktiven Grenzkontrollen gab es in der DDR praktisch keinen illegalen Drogenkonsum. Dafür war der Medikamentenmissbrauch extrem weit verbreitet. Die am häufigsten missbräuchlich, in hohen Dosen bzw. mit Abhängigkeitsverhalten konsumierten Medikamente waren:

1. Schlafmittel und Tranquilizer.

  • Die traurige "Nummer 1" war Faustan (Diazepam), ein lang wirkender Tranquilizer, hergestellt vom VEB Arzneimittelwerk ? Dresden (AWD). Der Missbrauch war weit verbreitet, in den 80er Jahren speziell unter Jugendlichen und "Intellektuellen". Besonders populär war die Kombination mit Alkohol (z.B. mit Kristall-Wodka ?, dem "Blauen Würger").

  • Ähnlich wirkten Rudotel (Medazepam, Abb.), Radedorm (Nitrazepam, eigentlich ein Schlafmittel) und Radepur (Chlordiazepoxid).

  • Weitere Schlafmittel aus der Barbiturat-Reihe (Kalypnon, v.a. in den 50er/60er Jahren) sowie Methaqualon (Präparat Dormutil) wurden seltener missbraucht.

  • Es existierten diverse Kombinationspräparate, die sich ebenfalls missbrauchen ließen, etwa das "Magenmittel" Gastrobamat (mit Meprobamat und Atropin, Abb.) oder das "Herzmittel" Papatral, das vorwiegend aus dem Hypnotikum Methaqualon und einigen Opium-Alkaloiden bestand.


2. Stimulanzien.

  • Unter den Stimulanzien (Aufputschmitteln) war Aponeuron (Amfetaminil, Hersteller: VEB Apogepha ?) die unumschränkte Nummer Eins. Es wurde v.a. im Lauf der 70er und Anfang der 80er Jahre von Ärzten bedenkenlos verschrieben und sollte gegen alle Arten von "Unlust", "Antriebsschwäche" und Depressionen wirken (rief aber nach Absetzen extreme Depressionen hervor). Süchtige nahmen von den orangeroten 10 mg-Dragees bis zu 20 Stück am Tag oder mehr (Normaldosis: 2/die).

  • Besonders unter Frauen "beliebt" waren die "Appetitzügler" Exponcit (Cathin bzw. Norpseudoephedrin) und Sedafamen (Phenmetrazin). Sie besaßen wie das Aponeuron starke euphorisierende und stimulierende Wirkung und ein hohes Abhängigkeitspotenzial.


3. Opiate/Opioide.

  • Zu den meisten (und gefährlichsten) Abhängigkeiten führte das Eucopon (Normethadon), das stark euphorisierend wirkte und als "Hustenmittel" eingesetzt wurde.

  • Vorrangig im medizinischen Bereich waren die Dolcontral- (Pethidin-)Abhängigen zu finden. Dolcontral fand sich mitunter auch auf dem Schwarzmarkt (siehe Drogenkonsum).

  • Extrem häufig missbraucht wurden das Codein (bzw. Kodein) und Kombinationspräparate, die dieses oder andere schwache "Opiate" enthielten: Das waren verschiedene Hustensäfte sowie die Schmerzmittel Gelonida (Abb.) und Titretta analgica (u.a. mit Atropin, vom VEB Berlin-Chemie ?).

Abb.: Die DDR-"Alltagsdrogen" Gastrobamat, Rudotel und Gelonida






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