Walter Ulbricht wurde am 30.6. 1893 in Leipzig als Sohn einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie geboren. 1899 bis 1907 besuchte er die Volksschule, erlernte von 1907 bis 1911 das Tischlerhandwerk in Leipzig. Seit 1908 war er Mitglied der sozialistischen Arbeiterjugend, was ihn 1910 zum Holzarbeiterverband führte, dessen Mitglied er wurde. 1912 Mitglied der SPD. Während des 1. Weltkrieges wurde er denunziert für seine Einstellung gegen den Militarismus, 1915 wird U. zum Militär einberufen. Mitte November 1918 kehrte U. nach Leipzig zurück, inzwischen flammen revolutionäre Kämpfe auf, U. nimmt daran aktiv teil, wird 1918 Mitglied des Soldatenrates in Leipzig und gehörte im Januar 1919 zu den Mitbegründern der Ortsgruppe der KPD Leipzig, arbeitete aktiv in deren Leitung mit und bekam Verantwortung in der Bezirksleitung Mitteldeutschland der KPD übertragen. Von April 1921 bis März 1923 war er Politischer Leiter der Bezirksleitung der KPD Großthüringen. 1923 als Mitglied in die Zentrale der KPD gewählt. 1927 Mitglied des von Ernst Thälmann geführten ZK und Kandidat des Politbüros, 1929 dessen Mitglied. 1928 Abgeordneter im Reichstag. Bereits 1922 hatte er am IV. Kongress der Kommunistischen Internationale teilgenommen, zur VI. KI wurde er ebenfalls 1928 delegiert. Als Kandidat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale engagiert er sich für die politische Arbeit im internationalen Maßstab. So hielt er sich über mehrere Jahre als Vertreter der KPD beim EKKI in Moskau auf, wurde auf dem VII. Kongress der KI 1935 erneut zum Kandidaten des EKKI gewählt. Im Auftrag des ZK übernahm er nach der Machtübernahme der Faschisten in Deutschland die Aufgabe, die illegale Arbeit der Partei in Deutschland zu organisieren. Auf Beschluss der Parteiführung war er ab Oktober 1933 im Ausland tätig um eine antifaschistische Einheitsfront auch mit der SPD aufzubauen. 1943 war er Mitbegründer des NKFD (Nationalkomitee Freies Deutschland), deren Aufgabe darin bestand, nach dem Ende der Herrschaft des Faschismus in Deutschland dort demokratische Strukturen im Land auf breiter Massenbasis aufzubauen. Am Ende des 2. Weltkrieges kehrte U. als Leiter einer Gruppe von Beauftragten des ZK der KPD von Moskau nach Deutschland zurück. Am 11.6. 1945 rief die KPD in einem Schreiben alle Parteimitglieder von KPD und SPD zur Herstellung einer einheitlichen Partei auf, Mitunterzeichner dieses Aufrufs war U. So kam es zu Gründung der SED im Vereinigungsparteitag im April 1946, U. wurde einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden der SED. 1949 stieg er zum Mitglied des neugebildeten Politbüros im Parteivorstand der SED auf. 1950 Mitglied des Zentralkomitees, des Politbüros und Generalsekretär des ZK der SED. Von 1953 bis 1971 Erster Sekretär des ZK der SED. In der Regierung der DDR übte U. von 1949 bis 1955 die Funktion des Stellvertreters und von 1955 bis 1960 die des Ersten Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates aus. 1960 wurde er zum Vorsitzenden des Staatsrates der DDR gewählt. U. erkannte auch in den sechziger Jahren, dass eine Wirtschaftsreform der sozialistischen Planwirtschaft unumgänglich wurde für die DDR, so drängte er, das von ihm entwickelte Modell des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft in der Praxis umzusetzen. Günstig für einen solchen Reformprozess sollte sich nach 1961 die Abschottung durch den Mauerbau auswirken. U. war der Meinung, dass mit der Grenzschließung nicht mehr alle Unzulänglichkeiten in der Wirtschaft auf die sogenannten Grenzgänger geschoben werden konnten, die gab es ja nicht mehr. Dabei entwickelte sich aber neben der Ansicht U. auch eine andere, die der sogenannten Falkenfraktion um Honecker, die der Meinung war, dass mit der Grenzschließung nun endlich auf die Gegner des Systems bedingungslos eingedroschen werden konnte. Das war aber nicht die Ansicht U.s, so wurde er mehr und mehr bedrängt, so dass er schließlich auf der 16. Tagung des ZK am 3.5. 1971 aus Gründen des Alters, seines Gesundheitszustandes und seiner Verantwortung gegenüber dem ZK der Partei und dem Volk, so die offizielle Verlautbarung der Führungselite der DDR damals, darum bat, ihn von seiner Funktion als Erster Sekretär zu entbinden. Damit wurden auch die von ihm eingeleiteten Wirtschaftsreformen gestoppt. Das Amt des Staatsratsvorsitzenden hatte er bis zu seinem Tode inne, jedoch führte er trotz seiner Ehrenfunktion als Vorsitzender der SED politisch nur noch ein Schattendasein. Stark umstritten ist seine Rolle in Moskau in der Zeit, als Stalin mit den Parteisäuberungen auch zahlreiche Kommunisten aus Deutschland verfolgen ließ. Am 1.8 1973 verstarb U. in Berlin; die gerade zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Weltfestspiele der Jugend und Studenten liefen aber nach Plan ab, das soll auf U.s Wunsch hin geschehen sein, so die offizielle Verlautbarung damals. U. wurde in einem Staatsbegräbnis in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde neben Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl beigesetzt.
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