Doktorarbeit Schalck

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In seiner Dissertation beschrieb Alexander Schalck-Golodkowski vielfältige Möglichkeiten der Devisenerwirtschaftung im innerdeutschen Handel, darunter halblegale Varianten (z.B. des Ausnutzens von Gesetzeslücken) und auch rechtswidrige Methoden. Ein Großteil dieser Maßnahmen wurde von Firmen des von ihm geleiteten Bereichs Kommerzielle Koordinierung auch umgesetzt. Im Rückblick bezeichneten daher der SPIEGEL und andere Medien, sowie - etwas weniger explizit - die beiden "Schalck-Ausschüsse" des Bundestages die Arbeit als "Anleitung zur Wirtschaftskriminalität".

Die am 26./30. Mai 1970 an der Juristischen "Hochschule" (JHS, lfd. Nr. 14) des MfS eingereichte Arbeit erhielt wegen ihrer Brisanz den Status einer Geheimen Verschlußsache ? (GVS 210 - 354/70) und wurde nicht in der JHS archiviert.

"Doktorvater" war Erich Mielke, der allerdings keinen akademischen Grad besaß, geschweige denn einen Lehrstuhl innehatte. Schalcks Co-Autor war Oberst Heinz Volpert, im MfS für die so genannten Kirchengeschäfte ? zuständig.

Für diese Dissertation sind mehrere Titel überliefert, je nach Quelle hieß sie "Zur Bekämpfung der imperialistischen Störtätigkeit auf dem Gebiet des Außenhandels" (laut JHS) oder "Zur Vermeidung ökonomischer Verluste und zur Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen im Bereich Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums für Außenwirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik" (laut HA KuSch ?).

Vermutlich stammen die Abschnitte 1 und 2 der Arbeit, die sich mit der "imperialistischen Störtätigkeit" befassen, von Volpert, während der 3. Abschnitt wohl Schalck zuzurechnen ist. Dieser Teil enthält die Vorschläge zur Gründung "abgedeckter Firmen" im NSW und die eigentliche "Anleitung zur Wirtschaftskriminalität". Nach Schalcks Logik, fußend auf der "Beweisführung" in den ersten beiden Abschnitten, sei eine "Nutzung des Wirtschaftspotentials des Gegners" - inklusive vielfältiger Verstöße z.B. gegen Gesetze der BRD - statthaft, um sich der "Störtätigkeit" zu erwehren.

In der Anlage 10 im Anhang findet sich eine penible Aufzählung der "Forderungen" der DDR gegenüber der Bundesrepublik, wie sie seit Anfang der 60er Jahre immer wieder von der SED-Propaganda verwendet wurden. Autor dieses Abschnitts war vermutlich ebenfalls Schalck-Golodkowski. Nach seiner Auffassung hätten allein schon diese berühmten "100 Milliarden Mark" jede Art von wirtschaftskriminellen Angriffen gegen die BRD gerechtfertigt.
In der Summe konnte der Bereich KoKo bis 1989 diesen Betrag sogar in grober Näherung erwirtschaften (ca. 30 Milliarden DM, umzurechnen mit dem Faktor 3 bis 4,4 in Mark der DDR). Dies geschah aber zu Lasten der DDR-Volkswirtschaft, der Umwelt und letztlich aller Bürger.

Historisch bedeutend ist der schon in der Vorbemerkung gemachte Vorschlag (S. 7, Link dazu unten), durch Aufnahme von Krediten in der damals jede Vorstellung sprengenden Höhe von 1 Milliarde Valutamark die Anschaffung westlicher Produktionsanlagen zu finanzieren. Die Erlöse für die damit hergestellten Erzeugnisse sollten später die Kreditrückzahlung ermöglichen. Honecker und Mittag griffen Schalcks Vorschlag von 1970 nach dem VIII. Parteitag der SED ? (1971) auf. Das war der "Anfang vom Ende" der DDR; die misslungene Amortisation führte zur Überschuldung und zusammen mit anderen Faktoren letztlich zur Pleite des Staates.


Die Arbeit gelangte auf verschlungenen Wegen in die Unterlagen des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 GG ("1. Schalck-Ausschuss"). Siehe Erste Beschlussempfehlung und Erster Teilbericht vom 14.10. 1992, Bundestags-Drucksache 12/3462, S. 123 - 330.






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