INTRAC

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Die INTRAC Handelsgesellschaft mbH (Intrac HGmbH) war die wichtigste und mit über 700 Mitarbeitern 1989 auch die größte Firma des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo). Ihr Hauptsitz war in Berlin-Pankow, Pestalozzistraße 5 - 8.

Die INTRAC wurde am 29. Dezember 1964 gegründet und war in der KoKo-Zentrale der HA II zugeordnet. Ihr Stammkapital betrug zuletzt 102 Millionen Mark.

Da die INTRAC wie alle Firmen von KoKo außerhalb des Staatsplans ? arbeitete, profitorientiert und mit Unterstützung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), waren ihren Geschäften kaum Grenzen gesetzt. So konnte sie sich zu einem Handelskonzern entwickeln, dessen Jahresumsatz in den 80er Jahren über 10 Milliarden DM betrug. Das war auch nach BRD-Maßstäben enorm und hätte INTRAC sogar für die Aufnahme in den dortigen Börsenindex DAX der 30 größten Unternehmen qualifiziert. Kurz vor seiner Flucht 1989 schlug Schalck dementsprechend Modrow vor, INTRAC und die KoKo-Finanzfirma BIEG zu internationalen Handelshäusern "weiterzuentwickeln". Doch die dann folgenden Enthüllungen verhinderten den weiteren Geschäftsbetrieb des einzigen "Global Players" der DDR.

Die INTRAC betrieb Handelsgeschäfte aller Art, sowohl auf eigene Rechnung (d.h. für die KoKo), als auch im Auftrag z.B. der Sowjetunion. Bedeutend war besonders der INTRAC-Handel mit Erdöl- und Mineralölprodukten, Edel- und Buntmetallen sowie mit Diamanten. INTRAC war auch als Vertreterfirma tätig. Sie bewegte große Summen auf dem internationalen Börsenparkett und spekulierte an Terminmärkten. Der Gerstenberger-Bericht nannte dies schlicht "Finanzgeschäfte". Zentrale Personen aus diesen INTRAC-Handelsbereichen, auch Inoffizielle Mitarbeiter des MfS, fanden nach der Wende hoch dotierte Anstellungen bei westlichen Konzernen und Banken, so z.B. der Doppelagent und IMB "Buntspecht" bei der Hamburgischen Landesbank.

Ein brisantes Einzelgeschäft der INTRAC in den 80er Jahren war der Verkauf von rund 50 Tonnen Gold im damaligen Marktwert von über 1,2 Milliarden D-Mark für die Sowjetunion. Dies war ein verdecktes Dreiecksgeschäft, vermutlich nachteilig für die Käufer, und wurde zwecks Verschleierung der Herkunft des Goldes auch bei der INTRAC streng konspirativ behandelt.

Zu den im Wortsinne "anrüchigsten" Geschäften der INTRAC zählten die "Deponie- und Abfallbeseitigungsgeschäfte" (Zit. Gerstenberger), ab 1989/90 in den Medien treffender als Müllhandel bezeichnet. INTRAC handelte als Vertragspartner für die DDR-Seite und kassierte für den Bereich KoKo von westlichen Abfallentsorgern sieben- bis achtstellige DM-Beträge für die Müllverbringung z.B. auf die Deponien Schönberg im Bezirk Rostock und Schöneiche bei Berlin.

Hauptgeschäftsführer (HGF) bzw. Generaldirektor der INTRAC war von 1964 bis 1990 Horst Steinebach. INTRAC war organisatorisch in Stellvertreterbereiche aufgeteilt, die den Stellvertretern des Generaldirektors (abgekürzt SGD) unterstanden. Der für den Müllhandel zuständige Stellvertreter des GD war ab November 1981 Eberhard Seidel (IMB Siegfried) ?, andere SGD (oder Geschäftsführer, im Unterschied zum Haupt-GF Steinebach) waren:

Ein SGD-Bereich war die "Zentrale EDV" des Bereiches KoKo, tätig sowohl für verschiedene ihrer Firmen als auch für die KoKo-Zentrale. Das Rechenzentrum befand sich unweit des INTRAC-Gebäudes, in der Grabbeallee in Berlin-Pankow.

Die anderen SGD-Bereiche der INTRAC waren 1988 nach BRD-Analysen:

  • Verkehrsökonomie,
  • Chemie,
  • Metall,
  • Finanzen,
  • Internationaler Handel,
  • Umwelt,
  • Import.

Die beiden letztgenannten SGD-Bereiche saßen nicht im INTRAC-Gebäude in der Pestalozzistraße: Der Bereich Umwelt befand sich in der Straße 106, der Bereich Import in der Parkstraße 4a (beides in Berlin-Weißensee).

In der Parkstraße 4a war auch der INTRAC angeschlossene AHB Zentral-Kommerz (oder Zentralkommerz) untergebracht. Der AHB beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Getreidehandel. Möglicherweise diente dies als Tarnung für den Bereich Import: Dieser befasste sich vorrangig mit dem illegalen Technologietransfer ? und mit Embargogeschäften, d.h. er beschaffte in den 80er Jahren verstärkt Produktionsanlagen für Leiterplatten, Schaltkreise usw. für den Aufbau der Mikroelektronik-Industrie.






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