Der V. Parteitag der SED tagte vom 10. bis 14. Juli 1958. Er war geprägt vom Ende der vorsichtigen "Tauwetterperiode" nach Chruschtschows Geheimrede auf dem XX. KPdSU-Parteitag 1956.
Auf der Tagesordnung stand nicht mehr Liberalisierung, sondern der Ausbau der Macht der Partei und eine Intensivierung des Aufbaus des Sozialismus in allen Bereichen der Gesellschaft. Der V. Parteitag beschloss einen Siebenjahrplan für die Jahre von 1959 bis 1965 und brach damit den 2. Fünfjahrplan ? (1956–1960) vorzeitig ab. Dadurch sollte die Volkswirtschaft an den auf dem XXI. Parteikongreß der KPdSU im Februar 1958 verkündeten Siebenjahrplan der Sowjetunion angepasst werden. Die auf dem V. Parteitag verkündete "ökonomische Hauptaufgabe", das Erreichen und Übertreffen der BRD im Pro-Kopf-Verbrauch (s.u.) bis 1961, war ebenfalls von der SU übernommen - als Maßstab des sowjetischen Vorhabens galt allerdings die USA.
Walter Ulbricht erklärt in seinem Referat auf dem Parteitag:
"Unser V. Parteitag hat die ökonomische Hauptaufgabe für den nächsten Abschnitt unseres Weges zu beraten, und ich schlage daher im Auftrag des Zentralkomitees vor, als ökonomische Hauptaufgabe zu beschließen:
Die Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik ist innerhalb weniger Jahre so zu entwickeln, daß die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung der DDR gegenüber der Herrschaft der imperialistischen Kräfte im Bonner Staat eindeutig bewiesen wird und infolgedessen der Pro-Kopf-Verbrauch unserer werktätigen Bevölkerung mit allen wichtigen Lebensmitteln und Konsumgütern den Pro-Kopf-Verbrauch der Gesamtbevölkerung in Westdeutschland erreicht und übertrifft.
(Lebhafter Beifall.)
Diese ökonomische Hauptaufgabe umfaßt den entsprechenden Ausbau der Grundstoffindustrie und - was für die DDR von besonderer Bedeutung ist - die rasche Entwicklung der internationalen Arbeitsteilung und der planmäßigen Zusammenarbeit innerhalb des gesamten sozialistischen Lagers.
Die Lösung dieser ökonomischen Hauptaufgabe wird der Anteil unserer Republik sein am weltweiten Kampf für die friedliche Koexistenz und für den friedlichen Wettkampf zwischen der sozialistischen und der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, in der die Überlegenheit des Sozialismus zu beweisen ist. Die ökonomische Hauptaufgabe hat einen tiefen politischen Inhalt; ihre Lösung dient der Festigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht in der DDR und des sozialistischen Lagers überhaupt, und sie wird zweifellos dem Volkskampf gegen die Bonner Atomrüstungspolitiker Aufschwung geben. Diese Aufgabenstellung entspricht daher voll den politischen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterklasse und der gesamten werktätigen Bevölkerung unseres Landes.
(Beifall.)"
(zitiert aus dem Protokoll des Parteitags)
Walter Ulbricht verkündete auf diesem Parteitag unter anderem die Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik.
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