ASIMEX

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Gründer, Namensgeber und langjähriger Geschäftsführer der ASIMEX ('''As'''beck '''Im'''port '''Ex'''port) war [[Günter Asbeck]]. Er betrieb mit Einverständnis des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] schon mindestens seit den 60er Jahren [[Embargogeschäfte]] und führte Aufträge der [[Hauptverwaltung Aufklärung]] aus. Seitens der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]] waren die Generäle [[Markus Wolf|Wolf]] und [[Hans Fruck|Fruck]] sowie Oberst [[Rudi Genschow|Genschow]] auch persönlich gut mit [[Günter Asbeck|Asbeck]] bekannt. Er und seine Firma ASIMEX wurden durch [[Rudi Genschow|Genschows]] [[HVA-Abteilung XVI|Bereich K]] ''geführt'', die spätere [[HVA-Abteilung XVI]].

Der Sitz der ASIMEX befand sich im [[Berlin|Berliner]] Stadtbezirk Friedrichshain in der Warschauer Straße 8, nahe der [[Grenzübergangsstellen|GÜSt]] Oberbaumbrücke.

Gründer, Namensgeber und langjähriger Geschäftsführer der ASIMEX
('''As'''beck '''Im'''port '''Ex'''port) war [[Günter Asbeck]]. Er gründete am am 1. April [[1966]] die ASIMEX unter der Firmenbezeichnung "G. Asbeck ASIMEX Import-Agentur-Export" als "private Agentur", nachdem er mit Einverständnis des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] schon einige Jahre [[Embargogeschäfte]] betrieben und Aufträge der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]] ausgeführt hatte. Seitens der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]] waren die Generäle [[Markus Wolf|Wolf]] und [[Hans Fruck|Fruck]] sowie Oberst [[Rudi Genschow|Genschow]] auch persönlich gut mit [[Günter Asbeck|Asbeck]] bekannt. Er und seine Firma ASIMEX wurden durch [[Rudi Genschow|Genschows]] [[HVA-Abteilung XVI|Bereich K]] ''geführt'', die spätere [[HVA-Abteilung XVI]].


[[Günter Asbeck]] verließ [[1981]] die DDR, dies wurde zum bis dato schwersten "Verratsfall" in der Geschichte von [[Kommerzielle Koordinierung|KoKo]]. Seine Firma ASIMEX und auch Grundstücke [[Günter Asbeck|Asbecks]] wurden enteignet und in den am 1. Juli [[1982]] gegründeten [[VEB]] '''ASIMEX''' eingebracht. Fortan war in der [[KoKo-Zentrale]] die [[KoKo-Hauptabteilung I|HA I]] ökonomisch für den Betrieb zuständig, die allgemeine Verantwortung blieb bei der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]].


[[Günter Asbeck]] verließ [[1981]] die DDR, dies wurde zum bis dato schwersten "Verratsfall" in der Geschichte von [[Kommerzielle Koordinierung|KoKo]]. Seine Firma ASIMEX und auch Grundstücke [[Günter Asbeck|Asbecks]] wurden enteignet und in den am 1. Juli [[1982]] gegründeten [[VEB]] '''ASIMEX''' eingebracht. Fortan war in der [[KoKo-Zentrale]] die [[KoKo-Hauptabteilung I|HA I]] ökonomisch für den Betrieb zuständig, die allgemeine Verantwortung blieb bei der [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]].

Von [[1982]] bis [[1986]] war der später unter "mysteriösen Umständen" zu Tode gekommene [[Manfred Politzer]] Geschäftsführer des [[VEB]] '''ASIMEX''', seine Stellvertreterin und Nachfolgerin ab [[1986]] war [[Ruth Lerche]] (s.u.).

ASIMEX handelte als [[Vertreterfirmen|Vertreterfirma]], und laut einem [[1990]] verfassten staatlichen [[KoKo-Untersuchungsbericht Gerstenberger|Bericht]] mit "Nahrungs- und Genussmitteln, Kosmetika, Haushaltschemie, Uhren, Schmuck, Fischwaren, Haushaltstechnik".

Inländische Auftraggeber bzw. Abnehmer waren [[Sonderbedarfsträger]], etwa [[Interhotel|Interhotels]] oder die mit der Versorgung des [[Politbüro|Politbüros]] in [[Wandlitz]] befasste Firma [[Letex]] unter [[Sigrid Schalck-Golodkowski]].

ASIMEX handelte als [[Vertreterfirmen|Vertreterfirma]], und laut dem [[1990]] verfassten [[KoKo-Untersuchungsbericht Gerstenberger|Bericht von Prof. Gerstenberger]] mit "Nahrungs- und Genussmitteln, Kosmetika, Haushaltschemie, Uhren, Schmuck, Fischwaren, Haushaltstechnik". Inländische Auftraggeber bzw. Abnehmer waren [[Sonderbedarfsträger]], etwa [[Interhotel|Interhotels]] oder die mit der Versorgung des [[Politbüro|Politbüros]] in [[Wandlitz]] befasste Firma [[Letex]] unter [[Sigrid Schalck-Golodkowski]].



Der Sitz der ASIMEX befand sich im [[Berlin|Berliner]] Stadtbezirk Friedrichshain in der Warschauer Straße 8, nahe der [[Grenzübergangsstellen|GÜSt]] Oberbaumbrücke.

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Die [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]] des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] nutzte die Firma ASIMEX nicht nur für [[Embargogeschäfte]], sondern auch als "Ruhesitz" für ''zurückgezogene Kundschafter'' aus dem [[Operationsgebiet]]. Ein Beispiel war die vormals in der [[BRD]] tätige [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]]-Agentin und spätere ASIMEX-Geschäftsführerin [[Ruth Lerche]], unter deren Leitung der [[VEB]] ab [[1990]] wieder in eine '''GmbH''' umgewandelt und später in ''ASIN Trade GmbH'' und ''FAGRO'' umbenannt wurde.

Laut Bericht des 2. "Schalck-Ausschusses" des Bundestages (s.u.) nahm ASIMEX "infolge der geschäftlichen Zusammenarbeit mit etwa 240 westlichen Unternehmen eine besondere Rolle in der DDR ein. In folgenden Bereichen konnte insbesondere unter Leitung von [[Günter Asbeck]] die Handelstätigkeit ausgebaut werden: Lieferung des Warensortiments für die Diplomatenversorgung und ... [[Versina]], Durchführung von außerplanmäßigen Sondergeschäften (...), Importe aus den [[RGW]]-Ländern auf Rubel-Basis für die Binnenversorgung ..., Export ... gegen [[Devisen|Valuta]], Versorgung der [[Sonderbedarfsträger]] im Rahmen der Bezugsorganisation [[Letex]], Importe von Nahrungs- und Genußmitteln, [[Lohnveredelung]] im industriellen Bereich, Ex- und Import-Koordination zwischen dem Bereich [[Kommerzielle Koordinierung|KoKo]] und den Außenhandelsbezugsorganisationen, Vereinbarungen zwischen ASIMEX, dem Bereich [[Kommerzielle Koordinierung|KoKo]] und den jeweils zuständigen Industrieministern über Exklusivrechte bei Waren wie ''Öl und Fette'', ''Tabak'', ''Fisch'' etc., Gesamtversorgung von [[Mitropa]] und den [[Interhotel|Interhotels]], Erstellung von Sonderbauten (Vorfinanzierung und Baudurchführung), Kontenführung ([[Devisen]] sowie [[Geld|Mark der DDR]]) für das Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie, [[Forum GmbH|Forum]], [[Versina]] und Souvenierhandel, [[Gestattungsproduktion]], ..."



Der 1. "[[Alexander Schalck-Golodkowski|Schalck]]-Untersuchungsausschuss" des Bundestages setzte sich nach der [[Wiedervereinigung]] ausführlich mit den Vorgängen um ASIMEX auseinander. [[Ruth Lerche]] wurde in diesem Zusammenhang die Veruntreuung größerer Beträge vorgeworfen; sie hatte offenbar versucht, ASIMEX als (ihr) Privatunternehmen fortzuführen und der Liquidation durch die [[Treuhandanstalt]] zu entziehen. Nach Durchsuchungen bei ASIMEX konnten mindestens 40 Millionen DM an die [[Treuhandanstalt]] zurückgeführt werden.

Für die "Sonderbauten", darunter auch diverse Wochenend- oder Gästehäuser für [[Politbüro]]-Mitglieder und [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Generäle wie z.B. [[Markus Wolf]], gründete [[Günter Asbeck|Asbeck]] etwa um [[1978]] die Baufirma '''''KIENE'''''.
Die Tätigkeit dieser Firma lässt sich rückblickend wohl als "Korruption" bezeichnen, da sie offiziell zu 100% der Volkswirtschaft zuarbeitete, in Wirklichkeit aber 50% der Kapazität in Privatbauten der [[SED]]- und [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Führung flossen. [[Günter Asbeck|Asbeck]] sicherte sich so deren Wohlwollen.

Eine weitere Gründung von [[Günter Asbeck]] war die '''''ASIN Trade GmbH''''' in der Schweiz.

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Die [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]] des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] nutzte die Firma ASIMEX nicht nur für [[Embargogeschäfte]], sondern auch als "Ruhesitz" für ''zurückgezogene Kundschafter'' aus dem [[Operationsgebiet]]. Ein Beispiel war die vormals in der [[BRD]] tätige [[Hauptverwaltung Aufklärung|HVA]]-Agentin und spätere ASIMEX-Geschäftsführerin [[Ruth Lerche]], unter deren Leitung der [[VEB]] ab [[1990]] wieder in eine '''GmbH''' umgewandelt und später in ''FAGRO'' umbenannt wurde.

Der 1. "[[Alexander Schalck-Golodkowski|Schalck]]-Untersuchungsausschuss" des Bundestages setzte sich nach der [[Wiedervereinigung]] ausführlich mit den Vorgängen um ASIMEX auseinander. [[Ruth Lerche]] wurde in diesem Zusammenhang die Veruntreuung größerer Beträge vorgeworfen; sie hatte offenbar versucht, ASIMEX als (ihr) Privatunternehmen fortzuführen und der Liquidation durch die [[Treuhandanstalt]] zu entziehen. Nach Durchsuchungen bei ASIMEX konnten mindestens 40 Millionen DM an die [[Treuhandanstalt]] zurückgeführt werden.

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*'''Literatur:'''
**Bericht des 2. "Schalck-Ausschusses" des Bundestages, 13. Wahlperiode, BT-Drucksache 13/10900 (PDF-Datei >30 MB!!) http://dip.bundestag.de/btd/13/109/1310900.pdf


Die Berliner ASIMEX (Asimex Import-Export-Agentur) war eine der so genannten HVA-Firmen des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo), d.h. sie wurde in Fragen der Geschäftsabwicklung von KoKo angeleitet und unterstützt, die Geschäftspolitik aber bestimmte die Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).

Gründer, Namensgeber und langjähriger Geschäftsführer der ASIMEX (Asbeck Import Export) war Günter Asbeck. Er betrieb mit Einverständnis des MfS schon mindestens seit den 60er Jahren Embargogeschäfte und führte Aufträge der Hauptverwaltung Aufklärung aus. Seitens der HVA waren die Generäle Wolf und Fruck sowie Oberst Genschow ? auch persönlich gut mit Asbeck bekannt. Er und seine Firma ASIMEX wurden durch Genschows ? Bereich K geführt, die spätere HVA-Abteilung XVI.

Günter Asbeck verließ 1981 die DDR, dies wurde zum bis dato schwersten "Verratsfall" in der Geschichte von KoKo. Seine Firma ASIMEX und auch Grundstücke Asbecks wurden enteignet und in den am 1. Juli 1982 gegründeten VEB ASIMEX eingebracht. Fortan war in der KoKo-Zentrale die HA I ökonomisch für den Betrieb zuständig, die allgemeine Verantwortung blieb bei der HVA.

ASIMEX handelte als Vertreterfirma, und laut einem 1990 verfassten staatlichen Bericht ? mit "Nahrungs- und Genussmitteln, Kosmetika, Haushaltschemie, Uhren, Schmuck, Fischwaren, Haushaltstechnik".

Inländische Auftraggeber bzw. Abnehmer waren Sonderbedarfsträger ?, etwa Interhotels oder die mit der Versorgung des Politbüros in Wandlitz befasste Firma Letex unter Sigrid Schalck-Golodkowski.

Der Sitz der ASIMEX befand sich im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain in der Warschauer Straße 8, nahe der GÜSt Oberbaumbrücke.


Die HVA des MfS nutzte die Firma ASIMEX nicht nur für Embargogeschäfte, sondern auch als "Ruhesitz" für zurückgezogene Kundschafter aus dem Operationsgebiet. Ein Beispiel war die vormals in der BRD tätige HVA-Agentin und spätere ASIMEX-Geschäftsführerin Ruth Lerche, unter deren Leitung der VEB ab 1990 wieder in eine GmbH umgewandelt und später in ASIN Trade GmbH und FAGRO umbenannt wurde.

Der 1. "Schalck-Untersuchungsausschuss" des Bundestages setzte sich nach der Wiedervereinigung ausführlich mit den Vorgängen um ASIMEX auseinander. Ruth Lerche wurde in diesem Zusammenhang die Veruntreuung größerer Beträge vorgeworfen; sie hatte offenbar versucht, ASIMEX als (ihr) Privatunternehmen fortzuführen und der Liquidation durch die Treuhandanstalt ? zu entziehen. Nach Durchsuchungen bei ASIMEX konnten mindestens 40 Millionen DM an die Treuhandanstalt ? zurückgeführt werden.






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