Die Berliner ASIMEX (Asimex Import-Export-Agentur) war eine der so genannten HVA-Firmen des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo), d.h. sie wurde in Fragen der Geschäftsabwicklung von KoKo angeleitet und unterstützt, die Geschäftspolitik aber bestimmte die Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Der Sitz der ASIMEX befand sich im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain in der Warschauer Straße 8, nahe der GÜSt Oberbaumbrücke.
Gründer, Namensgeber und langjähriger Geschäftsführer der ASIMEX (Asbeck Import Export) war Günter Asbeck. Er gründete am am 1. April 1966 die ASIMEX unter der Firmenbezeichnung "G. Asbeck ASIMEX Import-Agentur-Export" als "private Agentur", nachdem er mit Einverständnis des MfS schon einige Jahre Embargogeschäfte betrieben und Aufträge der HVA ausgeführt hatte. Seitens der HVA waren die Generäle Wolf und Fruck sowie Oberst Genschow ? auch persönlich gut mit Asbeck bekannt. Er und seine Firma ASIMEX wurden durch Genschows ? Bereich K geführt, die spätere HVA-Abteilung XVI.
Günter Asbeck verließ 1981 die DDR, dies wurde zum bis dato schwersten "Verratsfall" in der Geschichte von KoKo. Seine Firma ASIMEX und auch Grundstücke Asbecks wurden enteignet und in den am 1. Juli 1982 gegründeten VEB ASIMEX eingebracht. Fortan war in der KoKo-Zentrale die HA I ökonomisch für den Betrieb zuständig, die allgemeine Verantwortung blieb bei der HVA.
Von 1982 bis 1986 war der später unter "mysteriösen Umständen" zu Tode gekommene Manfred Politzer ? Geschäftsführer des VEB ASIMEX, seine Stellvertreterin und Nachfolgerin ab 1986 war Ruth Lerche (s.u.).
ASIMEX handelte als Vertreterfirma, und laut dem 1990 verfassten Bericht von Prof. Gerstenberger ? mit "Nahrungs- und Genussmitteln, Kosmetika, Haushaltschemie, Uhren, Schmuck, Fischwaren, Haushaltstechnik". Inländische Auftraggeber bzw. Abnehmer waren Sonderbedarfsträger ?, etwa Interhotels oder die mit der Versorgung des Politbüros in Wandlitz befasste Firma Letex unter Sigrid Schalck-Golodkowski.
Laut Bericht des 2. "Schalck-Ausschusses" des Bundestages (s.u.) nahm ASIMEX "infolge der geschäftlichen Zusammenarbeit mit etwa 240 westlichen Unternehmen eine besondere Rolle in der DDR ein. In folgenden Bereichen konnte insbesondere unter Leitung von Günter Asbeck die Handelstätigkeit ausgebaut werden: Lieferung des Warensortiments für die Diplomatenversorgung und ... Versina ?, Durchführung von außerplanmäßigen Sondergeschäften (...), Importe aus den RGW-Ländern auf Rubel-Basis für die Binnenversorgung ..., Export ... gegen Valuta, Versorgung der Sonderbedarfsträger ? im Rahmen der Bezugsorganisation Letex, Importe von Nahrungs- und Genußmitteln, Lohnveredelung ? im industriellen Bereich, Ex- und Import-Koordination zwischen dem Bereich KoKo und den Außenhandelsbezugsorganisationen, Vereinbarungen zwischen ASIMEX, dem Bereich KoKo und den jeweils zuständigen Industrieministern über Exklusivrechte bei Waren wie Öl und Fette, Tabak, Fisch etc., Gesamtversorgung von Mitropa ? und den Interhotels, Erstellung von Sonderbauten (Vorfinanzierung und Baudurchführung), Kontenführung (Devisen sowie Mark der DDR) für das Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie, Forum, Versina ? und Souvenierhandel, Gestattungsproduktion, ..."
Für die "Sonderbauten", darunter auch diverse Wochenend- oder Gästehäuser für Politbüro-Mitglieder und MfS-Generäle wie z.B. Markus Wolf, gründete Asbeck etwa um 1978 die Baufirma KIENE.
Die Tätigkeit dieser Firma lässt sich rückblickend wohl als "Korruption" bezeichnen, da sie offiziell zu 100% der Volkswirtschaft zuarbeitete, in Wirklichkeit aber 50% der Kapazität in Privatbauten der SED- und MfS-Führung flossen. Asbeck sicherte sich so deren Wohlwollen.
Eine weitere Gründung von Günter Asbeck war die ASIN Trade GmbH in der Schweiz.
Die HVA des MfS nutzte die Firma ASIMEX nicht nur für Embargogeschäfte, sondern auch als "Ruhesitz" für zurückgezogene Kundschafter aus dem Operationsgebiet. Ein Beispiel war die vormals in der BRD tätige HVA-Agentin und spätere ASIMEX-Geschäftsführerin Ruth Lerche, unter deren Leitung der VEB ab 1990 wieder in eine GmbH umgewandelt und später in FAGRO umbenannt wurde.
Der 1. "Schalck-Untersuchungsausschuss" des Bundestages setzte sich nach der Wiedervereinigung ausführlich mit den Vorgängen um ASIMEX auseinander. Ruth Lerche wurde in diesem Zusammenhang die Veruntreuung größerer Beträge vorgeworfen; sie hatte offenbar versucht, ASIMEX als (ihr) Privatunternehmen fortzuführen und der Liquidation durch die Treuhandanstalt ? zu entziehen. Nach Durchsuchungen bei ASIMEX konnten mindestens 40 Millionen DM an die Treuhandanstalt ? zurückgeführt werden.
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