Hauptverwaltung Aufklärung

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Die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit war der Auslandsnachrichtendienst der DDR. Vorläufer der HVA war der Außenpolitische Nachrichtendienst (APN), der - getarnt als "Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung" - 1951 gegründet und 1953 zunächst als "Hauptabteilung XV" in das damalige Staatssekretariat und spätere Ministerium für Staatssicherheit eingegliedert wurde.

Leiter des APN (seit 1952), der HA XV und schließlich auch der HVA war Markus Wolf. Er schied 1987 aus dem MfS aus, sein Nachfolger wurde Werner Großmann. Der Leiter der HVA des MfS war zugleich Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit.

Der Dienstsitz der HVA befand sich in Berlin-Lichtenberg, in den Hochhäusern der Normannen-/Ecke Gotlindestraße. Die HVA-Diensträume lagen im Haus 15 (Abb.) und somit eher am Rande des Komplexes der MfS-Zentrale und wurden am 15. Januar 1990 von den Demonstranten nicht besetzt. Nach der Vereinigung Deutschlands zog das Berliner Arbeitsamt VI in einen Teil des Gebäudes ein, der größere Teil jedoch wurde ab Mitte 1990 von der DR genutzt.

Abb.: Der ehemalige HVA-Dienstsitz in der MfS-Zentrale (2005).

Aufgaben der HVA waren die Auslandsaufklärung und die Gegenspionage sowie so genannte aktive Maßnahmen im Operationsgebiet. Die Personalstärke betrug 1989 3.819 Mitarbeiter, allerdings wuchs diese Zahl während der vom Runden Tisch genehmigten "Selbstauflösung" des Nachrichtendienstes noch einmal auf ca. 4.200 - 4.500 Mitarbeiter an. Dazu gehörten außerdem die ca. 1.000 Mitarbeiter der Abteilung XV in den BV ?s.

In den Bezirksverwaltungen fand sich die HVA als Linie XV wieder.

HVA-Abteilungen, ihre Aufgaben und ihre Leiter (1989):

Abteilung Aufgabe Leiter
A I Aufklärung des BRD-Staatsapparates Oberst Bernd Fischer
A II Aufklärung gesellschaftlicher Organisationen in der BRD Oberst Kurt Gailat
A III Legale Residenturen in Drittländern Oberst Horst Machts
A IV Militärische Aufklärung in der BRD Oberst Siegfried Milke
A V Auswertung SWT Oberst Harry Herrmann
A VI Operativer Reiseverkehr Oberst Helmut Reinhold
A VII Auswertung/Information Oberst Werner Bierbaum
A VIII Operative Technik, Funk Oberst Werner Degenhardt
A IX Gegenspionage Generalmajor Harry Schütt
A X Desinformation im OG Oberst Rolf Wagenbreth
A XI Aufklärung Nordamerika und US-Einrichtungen in der BRD Oberst Jürgen Rogalla
A XII Aufklärung NATO/EG Oberst Klaus Rösler
A XIII Aufklärung Grundlagenforschung SWT Oberst Siegfried Jesse
A XIV Aufklärung Elektronik/Optik/EDV SWT Oberst Horst Müller
A XV Aufklärung Wehrtechnik/Maschinenbau SWT Oberst Günter Ebert
A XVI Nutzung legaler Beziehungen Oberst Rudolf Genschow
A XVII Grenzschleusungen Oberst Werner Wulke
A XVIII Sabotagevorbereitung im OG Oberst Gotthold Schramm
A XIX Schulung und Betreuung Oberst Harry Mittenzwei
A XX EDV Oberst Peter Feuchtenberger
A XXI Rückwärtige Dienste Oberst Tilo Kretzschmar
Stab der HVA Koordinierung Generalmajor Heinz Geyer
AG S Innere Sicherheit der HVA Oberst Eberhard Kopprasch
AG 1 Residenturkräfte SWT Oberst Gerhard Jauck
AG 3 Operative Beschaffung von Rüstungsgütern SWT Oberst Erich Gaida
AG 5 Nutzung offizieller Kontakte SWT Oberst Christian Streubel
AG XV-BV Anleitung der Abt. XV der BV Oberst Manfred Ebert

Anmerkungen zur Entwicklung der HVA-Struktur:

  • Die Abteilungen VII, IX, X und AG S waren direkt dem Leiter der HVA unterstellt.

Stellvertretende Leiter der HVA:

Ein wichtiges Arbeitsgebiet - jedoch keine strukturelle Einheit - innerhalb der HVA war der Sektor Wissenschaft und Technik (SWT).

Die HVA besaß mit ASIMEX, Camet, F.C. Gerlach und Interport eigene Firmen, die zur Finanzierung der operativen Arbeit beitrugen. Laut Markus Wolf soll der operative Finanzbedarf der HVA um 1986 bei 17 Millionen Mark und 13,5 Millionen D-Mark jährlich betragen haben, dies dürfte aber die unterste Grenze darstellen. Die HVA-Firmen waren seit einem Befehl Mielkes vom 1. September 1980 ökonomisch dem Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstellt. Ihre Arbeit wurde von der HVA-Abteilung XVI koordiniert.


Die HVA arbeitete in Fragen der Militärspionage eng mit der Verwaltung Aufklärung der NVA zusammen. Dies führte unter anderem dazu, dass Akten bzw. Aktenkopien des Militärischen Nachrichtendienstes im Archiv der HVA oder im zentralen Archiv des MfS zu finden waren. Es gab auch einige Fälle, in denen Inoffizielle Mitarbeiter der HVA oder anderer Diensteinheiten des MfS gleichzeitig als "Kundschafter" für die Verwaltung Aufklärung der NVA arbeiteten. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden Nachrichtendiensten bestand darin, dass ihre Archivbestände, Akten und Arbeitsunterlagen 1990 praktisch vollständig vernichtet wurden.
Während sich die HVA eher um die militärstrategischen Fragen kümmerte, war der Militärnachrichtendienst für die tagesaktuellen taktischen Lagefragen zuständig. Dennoch dürfen die beiden Dienste nicht miteinander verwechselt werden; siehe Militärischer Nachrichtendienst.







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