Absatz 1 | Absatz 1 | |
Die '''Jugendweihe''' wurde unter diesem Namen zuerst 1852 von Eduard Wilhelm Baltzer, einem evangelischen Prediger einer freikirchlichen Gemeinde in Nordhausen, durchgeführt. Er wollte eine christliche Firmung von Jugendlichen innerhalb seiner freireligiösen Gemeinde an Stelle der [[Konfirmation]]. Da die Begriffe '''Konfirmation''' und '''Kommunion''' durch die beiden großen christlichen Staatskirchen belegt und geschützt waren, ersann Baltzer den Begriff '''Jugendweihe'''. Inhaltlich blieb es jedoch eine Weihe auf christlich-protestantischer Basis, bis diese Bezeichnung später durch Freidenker, Sozialdemkoratie und die Kommunistische Partei für ihre Zwecke vereinnahmt wurde. | Die '''Jugendweihe''' wurde unter diesem Namen zuerst 1852 von Eduard Wilhelm Baltzer, einem evangelischen Prediger einer freikirchlichen Gemeinde in Nordhausen, durchgeführt. Er wollte eine christliche Firmung von Jugendlichen innerhalb seiner freireligiösen Gemeinde an Stelle der '''Konfirmation'''. Da die Begriffe '''Konfirmation''' und '''Kommunion''' durch die beiden großen christlichen Staatskirchen belegt und geschützt waren, ersann Baltzer den Begriff '''Jugendweihe'''. Inhaltlich blieb es jedoch eine Weihe auf christlich-protestantischer Basis, bis diese Bezeichnung später durch Freidenker, Sozialdemkoratie und die Kommunistische Partei für ihre Zwecke vereinnahmt wurde. | |
Absatz 3 | Absatz 3 | |
*In der DDR wurde die die Jugendweihe zur offiziellen, staatlich organisierten sozialistischen Feier am Ende des 8. Schuljahres. In einem Gelöbnis mußten sich die Schüler zum [[Sozialismus]] und zur [[DDR]] als ihren Staat bekennen und wurden dann in die Reihe der Erwachsenen aufgenommen. Der Zentrale Ausschuß für Jugendweihe wurde im November [[1954]] gegründet und die Jugendweihe selbst erstmals im Frühjahr [[1955]] durchgeführt. Damals nahmen 52.322 Jugendliche (17,7 % der 14-jährigen, [[1983]] waren es über 98 %) an der Jugenweihe teil. Seit [[1956]] wurde die Jugendweihe in das [[Buch der Familie]] eingetragen. (1976 nicht mehr) Die Durchführung des Unterrichts und der Feierlichkeiten wurden von den "Ausschüssen für Jugendweihe" in ehrenamtlicher Arbeit getragen. Schon durch den staatlichen Charakter war die Teilnahme de facto keineswegs freiwillig. Erklärtes Ziel war, ein Gegenstück und die Ablösung von evangelischer Konfirmation und katholischer Kommunion zu schaffen. Am 29. September [[1957]] erklärte [[Walter Ulbricht]] in [[Sonneberg]] u.a. die: ''Jugendweihe in den letzten Jahren immer mehr zu einem Fest in unserer Republik...Wir sind dafür, daß jeder Junge, jedes Mädchen teilnimmt...ist auch Sache der Volksbildungsabteilungen in den Räten..von Notwendigkeit der Teilnahme an der Jugendweihe zu überzeugen...und überlebte alte Glaubenssätze über Bord werfen...'' Auch die Kirchen ihrerseits hatten wegen der atheistischen Grundhaltung des Unterrichts und der Feier deren Unvereinbarkeit erklärt, diese jedoch nicht strikt durchzusetzen vermocht. | *In der DDR wurde die die Jugendweihe zur offiziellen, staatlich organisierten sozialistischen Feier am Ende des 8. Schuljahres. In einem Gelöbnis mußten sich die Schüler zum [[Sozialismus]] und zur [[DDR]] als ihren Staat bekennen und wurden dann in die Reihe der Erwachsenen aufgenommen. Der Zentrale Ausschuß für Jugendweihe wurde im November [[1954]] gegründet und die Jugendweihe selbst erstmals im Frühjahr [[1955]] durchgeführt. Damals nahmen 52.322 Jugendliche (17,7 % der 14-jährigen, [[1983]] waren es über 98 %) an der Jugenweihe teil. Von 1956 bis 1975 wurde die Jugendweihe in das ''Buch der Familie'' eingetragen. Die Durchführung des Unterrichts und der Feierlichkeiten wurden von den ''Ausschüssen für Jugendweihe'' in ehrenamtlicher Arbeit getragen. Schon durch den staatlichen Charakter war die Teilnahme de facto keineswegs freiwillig. Erklärtes Ziel war, ein Gegenstück und die Ablösung von evangelischer Konfirmation und katholischer Kommunion zu schaffen. Am 29. September [[1957]] erklärte [[Walter Ulbricht]] in [[Sonneberg]] u.a. die: ''Jugendweihe in den letzten Jahren immer mehr zu einem Fest in unserer Republik...Wir sind dafür, daß jeder Junge, jedes Mädchen teilnimmt...ist auch Sache der Volksbildungsabteilungen in den Räten..von Notwendigkeit der Teilnahme an der Jugendweihe zu überzeugen...und überlebte alte Glaubenssätze über Bord werfen...'' Auch die Kirchen ihrerseits hatten wegen der atheistischen Grundhaltung des Unterrichts und der Feier deren Unvereinbarkeit erklärt, diese jedoch nicht strikt durchzusetzen vermocht. Die katholische Kirche war jedoch bis 1989 strikt gegen die Jugendweihefeiern. Mit der kürzlich eingeführten '''Feier der Lebenswende''' steuern die Kirchen der Jugendweihe-Tradition entgegen, um auch die nicht konfessionell gebundenen Jugendlichen zu erreichen, denn nur durch eine gewisse Anpassung an das Zeitdenken könnte der Mitgliederschwund in den Religionsgemeinschaften in Deutschland etwas aufgehalten werden. | |
Absatz 22 | Absatz 22 | |
Auch heute wird die Jugendweihe von vielen Jugendlichen, insbesondere in den neuen Bundesländern, begangen. So bildete sich am 9. Juni 1990 die Interessenvereinigung Jugendweihe e.V. Ziel dieses Verbandes ist es, dass auf der Grundlage der Freiwilligkeit unabhängig von Weltanschauung, Religion, Nationalität, Staatsangehörigkeit, ethnischer Gemeinschaft und politischer Organisiertheit die Jugendweihe offen ist für alle, die es wünschen. | Auch heute wird die Jugendweihe von vielen Jugendlichen, insbesondere in den neuen Bundesländern, begangen. So bildete sich am 9. Juni 1990 die Interessenvereinigung Jugendweihe e.V. Ziel dieses Verbandes ist es, dass auf der Grundlage der Freiwilligkeit unabhängig von Weltanschauung, Religion, Nationalität, Staatsangehörigkeit, ethnischer Gemeinschaft und politischer Organisiertheit die Jugendweihe offen ist für alle, die es wünschen. Um diesem Höhepunkt den ''Makel des sozialistischen Anstrichs'' zu nehmen, versucht man vielerorts den Begriff der Jugendweihe mit dem der '''Jugendfeier''' auszutauschen. |
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