Atheismus

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Version 2
Der Atheismus (von a theos, ohne Gott) war in der DDR keine Pflicht, d.h. es bestand laut Verfassung die Freiheit der Religion. Die Kirchen wurden nicht in vergleichbarem Maße verfolgt wie etwa in der CSSR oder der Sowjetunion, sondern konnten sich (mit misstrauischer Beobachtung und "Durchdringung" durch das MfS) Freiräume erhalten und sogar eine gewisse Gegenöffentlichkeit etablieren.

Die SED bekämpfte die Religion auf wesentlich subtilere Weise und förderte den Atheismus letztlich viel nachhaltiger, als es in den anderen sozialistischen Staaten der Fall war. Die Religion wurde nicht frontal angegangen, sondern langfristig und geduldig ins Abseits gedrängt. Die wichtigsten "Kampfmittel" waren dabei die Volksbildung, d.h. für alle schulpflichtigen Kinder die Schule, und staatlich-administrative Maßnahmen.


Grundlage der politischen Ideologie der SED war der zur "einzig wissenschaftlichen Weltanschauung" erklärte Marxismus-Leninismus. Er durchdrang mit seinem Absolutheitsanspruch alle gesellschaftlichen Bereiche und bildete auch die Grundlage aller Lehrpläne der Volksbildung.

Den gerade in den ersten Schuljahren lernbegierigen Kindern und Jugendlichen wurde die Welt - mit abgestuften Anforderungen je nach Lebens-/Schulalter - grundsätzlich als eine zu erkennende und "sich gesetzmäßig entwickelnde" materielle Einheit dargestellt. Da sich diese erste simplifizierende Erklärung scheinbar mit dem gesunden Menschenverstand deckte, stieß die sich darauf berufende Lehre Marx' von der "Gesetzmäßigkeit" der gesellschaftlichen Entwicklung kaum auf Misstrauen. Die Abfolge der Entwicklungsstufen Urgesellschaft - Sklaverei - Feudalismus - Kapitalismus/Imperialismus - Sozialismus - Kommunismus war einfach zu behalten und wurde auch Hilfsschülern und geistig Behinderten erfolgreich vermittelt.

Der grundsätzlich atheistische Marxismus-Leninismus selbst wurde nicht nur permanent als "einzig wissenschaftliche Weltanschauung" bezeichnet, dies geschah auch im Kontext der ständigen Betonung von Wissenschaftlichkeit als höchstem Wertkriterium. "Wissenschaftlichkeit" wurde generell höher angesetzt als jede Moralvorstellung. Die neben den Natur- und Geisteswissenschaften nicht nur gleichberechtigte, sondern staatlich bevorzugte Gesellschaftswissenschaft produzierte vorgeblich universell wirkende Erkenntnisse, die es zur Erlangung höherer Bildung zu verinnerlichen galt.

In den Anfangsjahren der DDR wurden Vertreter der Religionen vereinzelt noch als Feinde des Volkes bzw. des Fortschritts charakterisiert, etwa in Kinderbüchern, die aus dem Russischen übersetzt wurden. Mit der stärkeren Einbeziehung der Kirche in die entwickelte sozialistische Gesellschaft ? spätestens seit Ende der 60er Jahre wandelte sich die Einstellung zu einer Art väterlich-großzügiger Duldung, wobei die Religionsanhänger sinngemäß als "zurückgebliebene", aber überwiegend gutwillige Menschen hingestellt wurden.

Wenn nicht schon im Kindergarten ?, dann spätestens in der Schule entstand so ein Gruppendruck, dem sich auch wegen des Einflusses der in allen Schulen omnipräsenten Pionierorganisation und nachfolgend der FDJ nur wenige Schüler entziehen konnten (bzw. auf Verlangen der Eltern mussten). Der Besuch der Christenlehre, des Konfirmandenunterrichts oder gar der Jungen Gemeinde ? war aus SED-Sicht gleichbedeutend mit der Ablehnung der "wissenschaftlichen Weltanschauung" des Kommunismus, wurde bestenfalls belächelt und schlimmstenfalls zum Anlass für "Aussprachen" oder für Zwangsmaßnahmen genommen. Entsprechende Bemerkungen von Lehrern oder Pionierleitern waren allenthalben zu hören; junge Christen liefen deshalb stets Gefahr, zu Außenseitern degradiert zu werden.

Mit dem praktischen Ausschluss von einer Hochschulbildung blieb z.B. den jungen Christen oft eine ansprechende Lebensperspektive verwehrt. Die nach damaligem Usus tragfähige Begründung lautete "mangelndes politisches Bewusstsein" oder "unzureichende gesellschaftliche Tätigkeit", eine Voraussetzung für den Besuch der EOS. Ausnahmen bildeten die Kinder bekannter Pfarrer oder von Kirchenfunktionären, deren Benachteiligung unerwünschte Aufmerksamkeit im Lande und besonders im Westen gebracht hätte.

Insgesamt hatte die SED-Volksbildung im Bereich der Schule effektive Mechanismen etabliert, die geeignet waren, religiöse Vorstellungen unattraktiv zu machen bzw. solche gar nicht erst entstehen zu lassen.


  • Atheismus durch staatliche Maßnahmen:

(wird vervollständigt)






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