Hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit hatten ein Dienstverhältnis mit dem MfS, bezogen in der Regel eine regelmäßige Besoldung und wurden zum Dienstantritt auf die DDR, die SED und die Staatssicherheit vereidigt.
Direkt nach der Gründung des MfS 1950 waren in den Diensteinheiten noch zivile Dienstbezeichnungen (z.B. Stellenbeschreibungen als "Sachbearbeiter") üblich und die Dienstgrade orientierten sich an denen der Volkspolizei oder anderer MdI-"Organe" (siehe Tab.). Im Zuge der (Re-)Militarisierung der DDR (siehe KVP, NVA) wurden 1952 auch in diesem bewaffneten Organ flächendeckend militärische Dienstgrade eingeführt. Damit wurde einerseits die militärische Befehlsstruktur innerhalb des MfS gefestigt, andererseits die gesellschaftliche Stellung der MfS-Mitarbeiter verdeutlicht - sowie eine Rechtfertigung für die im Vergleich zum Durchschnittseinkommen höhere Entlohnung geschaffen.
Tabelle: MfS-Dienstgrade vor und nach 1952
| Dienstgrade bis 1952 | Dienstgrade ab 1952 |
Generale (*) | - | Armeegeneral |
| - | Generaloberst |
| Generalinspekteur | Generalleutnant |
| Chefinspekteur | Generalmajor |
Offiziere | Inspekteur | Oberst |
| Kommandeur | Oberstleutnant |
| Oberrat | Major |
| Rat | Hauptmann |
| Oberkommissar | Oberleutnant |
| Kommissar | Leutnant |
| Unterkommissar | Unterleutnant |
Unteroffiziere | Meister | Oberfeldwebel |
| Hauptwachtmeister | Feldwebel |
| Oberwachtmeister | Unteroffizier |
Soldaten | Wachtmeister | Gefreiter |
| Unterwachtmeister | Soldat |
| Anwärter | - |
(*) Laut EDV der HA KuSch ? gab es 1989 auch im MfS den unbesetzten Dienstgrad Marschall. Entsprechende Planungen, etwa im Verteidigungsfall den Minister für Staatssicherheit zum Marschall zu befördern, lassen sich allein daraus nicht ableiten.
Die operativen Mitarbeiter (abgekürzt OMA; also Sachbearbeiter, darunter IM-führende Mitarbeiter), Experten auf für die geheimdienstliche Tätigkeit wichtigen Gebieten (Psychologen, Techniker/Ingenieure etc.) und die Leitungskader erhielten Offiziersränge, d.h. ab dem Unterleutnant aufwärts. Mit entsprechender Qualifikation und nachgewiesener politisch-ideologischer Zuverlässigkeit konnten Bewerber direkt als Berufsoffizier eingestellt werden, ohne etwa eine Offiziersschule besucht zu haben oder tatsächliche Leitungsfunktionen auszuüben. Die Dienstgrade der hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS waren demnach in ihrer Bedeutung nicht zu vergleichen mit denen der NVA oder der Volkspolizei, d.h. bei gleicher Verantwortung bzw. Dienstalter hatten die MfS-Offiziere den geringeren Dienstrang. Zuletzt soll es etwa 63 Generale im MfS gegeben haben, dies waren meist die Leiter der BVs und der Hauptabteilungen im Ministerium Berlin.
Wach- und Sicherungsaufgaben, anspruchslosere Tätigkeiten im Bereich der Rückwärtigen Dienste (z.B. als Küchenhilfe), aber auch militärische Aufgaben (z.B. in den Kampfkräften der HA XXII) wurden von (Berufs-)Unteroffizieren wahrgenommen. Darüber hinaus gab es (wenige) Zivilbeschäftigte; zahlenmäßig bedeutend waren noch die Unteroffiziere auf Zeit und die Wehrpflichtigen im MfS-Dienstverhältnis, vorrangig im Berliner Wachregiment "Feliks Dzierzynski". Wer sich für eine Laufbahn als Berufsoffizier in einem bewaffneten Organ wie dem MfS entschied (und akzeptiert wurde), konnte so der allgemeinen Wehrpflicht "entgehen" - unter Inkaufnahme des dort obligatorischen militärischen Trainings und der Befehlsstrukturen.
Besonderheiten:
Weibliche Mitarbeiter spielten unter den "Hauptamtlichen" eine untergeordnete Rolle, ihr Anteil an der Gesamtzahl von zuletzt (1989) ca. 91.000 betrug weniger als 10% und nahm (wie immer) "nach oben" mit jeder Hierarchiestufe ab. Sie waren vor allem als Schreibkräfte, Sekretärinnen, in der MfS-eigenen Sparkasse oder im Medizinischen Dienst eingesetzt.
1979 gab es im MfS 13 Frauen im Rang eines Oberstleutnants, Ende 1989 3 weibliche Oberste: Sigrid Schalck-Golodkowski (OibE der AG BKK), Monika Kretzschmar (stellvertretende Leiterin des VRD ?-Bereichs Planung; Ehefrau von Tilo Kretzschmar, Leiter der Abt. A XXI) und die am 1. Oktober 1989 beförderte Leiterin der Abt. Studienangelegenheiten der HA KuSch ?, Christa Wieland.
Neben einigen Referatsleiterstellen war die Aufsicht über die Operativgelder - also über die Kasse - der HVA in deren Abt. RD die wohl wichtigste von einer Frau bekleidete Leitungsfunktion (OSL Ingrid Conrad). Es gab extrem wenige weibliche operative Mitarbeiter, und diese waren eher mit bürokratischen Aufgaben befasst - so etwa 4 ZAIG ?-OMA mit der Dateneingabe in die dortige EDV. Frauen galten als ungeeignet zum Führen von IM; generell misstraute man den "schwatzhaften" Frauen. Das MfS war ganz überwiegend eine Männergesellschaft.
Die OibE waren ebenfalls hauptamtliche Mitarbeiter des MfS, sie zählten zum Kaderbestand der jeweiligen Abteilungen bzw. Hauptabteilungen.
Seit Mitte der 80er Jahre zählten die HIM ebenfalls zum Kaderbestand der jeweiligen Diensteinheiten des MfS.
Die "Unbekannten Mitarbeiter" waren gleichfalls Hauptamtliche MfS-Angehörige.
Entgegen mancher Pauschalisierung aus der Nachwendezeit waren bei weitem nicht alle hauptamtlichen Mitarbeiter auch Mitglieder der SED. Ihr Anteil war bei den Offizieren am höchsten (aber auch nicht 100%!) und nahm mit Dienstgrad/-stellung "nach unten hin" ab. In den 80er Jahren betrug die "SED-Quote" MfS-weit zwischen 83 und 87 Prozent.
Es gab allerdings einzelne Diensteinheiten mit extrem hohem SED-Anteil, etwa die AG BKK mit nur einem Nichtmitglied (einer Zivilbeschäftigten, Stand 1989).
- Problem der limitierten Beförderung.
Da es vom Unterleutnant bis zum Oberst nur sechs Beförderungsstufen waren (und zum Generaloberst "nur" weitere drei), kam es in den letzten Jahren der Staatssicherheit zu einer regelrechten "Obristen-" bzw. "Generals-Schwemme": In etlichen Diensteinheiten des MfS verharrten "verdiente" Offiziere als Oberst auf Posten ohne große Kompetenzen, aber mit einträglicher Besoldung, und diverse Leitungskader stiegen in Generalsränge auf. So hatte z.B. die HA II 1989 mit Kratsch und Lohse zwei Generäle - bei nur ca. 1.400 Mitarbeitern.
|