Der Diensteinheitenschlüssel des Ministeriums für Staatssicherheit war in seiner korrekten - d.h. nicht verkürzten - Schreibweise ein aus 3 Gruppen à 2 Ziffern bestehender Code, mit dessen Hilfe die einzelnen Diensteinheiten des MfS und deren Untergliederungen identifiziert werden konnten. Diese insgesamt sechsstellige Zahl diente innerhalb des MfS zur Kennzeichnung von Schriftmaterial, wurde im internen Postverkehr verwendet und in verschiedenen bürokratischen Vorgängen eingesetzt. Grund für die MfS-weite Einführung war vermutlich der zunehmende Einsatz der EDV in den 70er und 80er Jahren.
Durch den Diensteinheitenschlüssel wurden die strukturellen MfS-Einheiten erfasst, geordnet nach Territorial- und Linienprinzip. Eine Schlüsselnummer aus diesem Code erhielten also primär die Hauptabteilungen und selbstständigen Abteilungen der Berliner Zentrale sowie die im Wesentlichen "auf Linie" liegenden Diensteinheiten der Bezirksverwaltungen. Die Kreisdienststellen, das Wachregiment "Feliks Dzierzynski" und die MfS-"Hochschule" in Potsdam-Eiche (JHS) erhielten ebenfalls Schlüsselnummern aus diesem System.
Aufbau des MfS-Diensteinheitenschlüssels (1989, vereinfacht):
- Gruppe 3, zwei Ziffern: Unterabteilungen, Kreisdienststellen usw.; die Bedeutung ergibt sich nur in Kombination mit den beiden vorhergehenden Gruppen (Beispiele).
- 01 - Leiter (bei Hauptabteilungen, selbstständigen Abteilungen u.ä.)
- 02 - 1. Stellvertreter des Leiters
- 10 - persönlicher Referent des Leiters
- 11 - Sekretariat
- 12 - Auswertungs- und Kontrollgruppe (AKG; "12" nur bei HA/Abteilungen der Zentrale)
- 19 - SED-PO-(Parteiorganisations-)Leitung der Diensteinheit (nur HA/Abteilungen der Zentrale)
- 40 - Kreisdienststellen (Nummer folgt deren Anzahl; nur im BV-Bereich)
- (41, 42 ff.) - (- " -)
- 80 - Rückwärtige Dienste (RD, siehe oben)
Der Diensteinheitenschlüssel des MfS spielte nach der Wende und der Auflösung der Staatssicherheit eine nicht unwesentliche Rolle bei der Aufklärung der inneren Struktur des Ministeriums für Staatssicherheit, da sich mit etwas Übung und Prinzipkenntnis mithilfe dieser sechs Zahlen schnell eine erste Zuordnung von Dokumenten u.ä. vornehmen lässt - einige Beispiele im Folgenden.
- "Lücken" im DE-Schlüssel:
Es gibt in der Folge der mit römischen Ziffern bezeichneten HA/Abteilungen der Zentrale des MfS bzw. bei den Linien einige Lücken. Diese weisen auf Strukturveränderungen im MfS hin und sollen kurz erwähnt werden.
1989 existierten keine Linien-Diensteinheiten oder (Haupt-)Abteilungen mit den DE-Codenummern 04, 05, 16, 21, 23, 24, 25 oder 28.
04 - Abt. IV:
Zu Beginn der 50er existierten die (Haupt-)Abteilungen IV und IVa, zuständig für Spionage und deren Abwehr sowie für spezifische Einsätze im Operationsgebiet ("Westarbeit"). Das Gros von deren Aufgaben wurde schon in den 50er Jahren von der HA II übernommen, teils auch von der HVA und der AGM ?. Die bis Mitte der 80er Jahre separate Abt. IV, zuständig speziell für die Sabotagevorbereitung im OG, ging letztlich ebenfalls in der HVA auf - siehe dort bzw. HVA-Abteilung XVIII.
05 - HA V:
Die Hauptabteilung V war der Vorläufer der HA XX. Inwieweit die 05 (V) in den späten 60er bis 70er Jahren noch einer anderen Abteilung zugeordnet war, blieb bislang unklar. Denkbar, aber nicht belegt ist eine Verwendung für die HV B.
16 - Abt. XVI:
Von 1960 bis 1973 existierte im MfS die Abteilung XVI, zuständig für die Bewachung der Haftanstalten. Ihre Leiter waren Paul Rumpelt (bis 1961) und danach Hans Mühlner. Die Abt. XVI hatte 1960 97, 1973 402 Mitarbeiter und ging dann in der Abteilung XIV ? auf.
21 - XXI:
Die Abteilung XXI war einige Jahre zuständig für die Innere Sicherheit des MfS. Sie ging im Büro der Leitung (BdL) auf; siehe auch bei Josef Kiefel.
23 - XXIII:
Die Abteilung XXIII wurde 1988 aus den Kampfkräften der AGM/S ? gebildet und ging schon kurz darauf (1989) in der HA XXII auf (siehe dort).
24/XXIV, 25/XXV, 28/XXVIII:
Bislang unklar; diese Codenummern wurden wahrscheinlich nie verwendet.
Die DE-Codenummern jenseits der 30 wurden überwiegend willkürlich gewählt.
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